Tag Archiv für Lesbisch

Liebe Eltern, Ihr Kind ist nicht ‚weiß‘ genug. Ein Beitrag zur Elterngeld-Debatte

Autorin: Heinz-Jürgen Voß

 

Die konservative Regierung der Bundesrepublik Deutschland beginnt von Schweden zu lernen. So weit, so gut erst einmal. Eltern sollen zwölf Monate lang ein Elterngeld erhalten, dass 67 % des letzten Netto-Einkommens entspricht. Wenn beide Elternteile die Kinderbetreuung übernehmen, kommen weitere zwei Monate Elterngeld hinzu. Damit haben CDU/CSU und SPD die Tür zu einer stärkeren Verantwortung beider Elternteile für die Babybetreuung einen Spalt weit aufgestoßen. Bei der z.T. sehr konservativen Klientel, die auch im 21. Jh. noch das Prinzip ‚der Mann geht arbeiten, die Ehefrau ist seine unentgeltliche Haushälterin’ vertritt (analog gilt das natürlich auch für zahlreiche Lesben und Schwule), ist das durchaus eine bemerkenswerte Leistung. Elterngeld sollen nach dem vorgestellten Kompromis auch ALG II EmpfängerInnen in einer Höhe von 300 Euro erhalten, die nicht auf das Arbeitslosengeld II angerechnet werden sollen. Noch eine Kröte für die erzkonservative Klientel: auch Alleinzerziehende sollen das Elterngeld über einen Zeitraum von vierzehn Monaten erhalten.*

Im gleichen Atemzug hat Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen ein ‚Bündnis für Erziehung’ ins Leben gerufen, zu dem sie neben sich selbst nur die katholisch- und evangelisch-christlichen Kirchen eingeladen hat. In diesem Bündnis sollen Möglichkeiten vorschulischer Erziehung und die Vermittlung christlicher Werte diskutiert werden. Nach den Worten von von der Leyen hätten gerade die christlichen Kirchen aus ihrer Erfahrung heraus etwas zur moralischen Erziehung der Kinder beizutragen und stellten sie 72 Prozent der von freien Trägern unterhaltenen Kindertagesstätten. Andere Kirchen und andere freie Träger waren nicht geladen. Weiterlesen

Sexualität ist nichts unanständiges – Leben mit Behinderung und Sexualität:

Thesen der BAG queer der PDS zum gemeinsamen Bundestreffen mit der AG Selbstbestimmte Behindertenpolitik. Autorinnen: Ralf Buchterkirchen, Heinz-Jürgen Voß

 

1. Sexualität stellt einen wichtigen Lebensbestandteil dar. Hier ist es besonders einfach Normalitäten, Hierarchien, Abhängigkeits- und Machtverhältnisse zu erzeugen. Heterosexualität und insbesondere die partnerschaftlich auf Ehe ausgerichtete Heterosexualität stellen Normen in der Gesellschaft dar, von denen „nicht abgewichen“ werden darf. „Schwul“, „lesbisch“, „behindert“, „degeneriert“ wird im Sprachgebrauch häufig abwertend für von der Norm abweichende Lebensweisen gebraucht.

2. Im Zusammenhang dieser Kategorisierung kommt es zu einer hierarchischen Anordnung von Individuen, bei denen man sich selbst in den Mittelpunkt stellt. Innerhalb einer lesbisch-schwulen Community werden Menschen diskriminiert, die von einem schematischen Schönheitsmuster abweichen. Menschen mit Behinderung sind davon besonders betroffen. Innerhalb einer Community behinderter Menschen kommt es zur Ausgrenzung von gleichgeschlechtlich empfindenden Menschen. Behinderte Lesben und Schwule unterliegen damit einer doppelten Diskriminierung. Weiterlesen

Waldschlösschen, „Mittendrin – mehr als nur die Geschichte eines Tagungshauses“

Irgendwo bei Bremke, nah dem Universitätsstädtchen Göttingen, idyllisch im Wald gelegen, steht es, das ehemalige Ausflugslokal und die jetzige Akademie Waldschlösschen. 1982 – vor nunmehr 25 Jahren – wurde das Waldschlösschen als (lesbisch-)schwule Tagungsstätte von ambitionierten Bewegungsschwestern gegründet – und ist bis Heute die einzige dieser Art in der Bundesrepublik Deutschland geblieben. Seitdem bietet es mit großem Erfolg Bildungsseminare, Workshops, eine starke inhaltliche und praktische Arbeit zum Thema HIV und Aids und nicht zuletzt Lesben und Schwulen die Möglichkeit, Gleichgesinnt zu treffen und dem diskriminierenden Alltag zumindest einige Tage zu entkommen. Insofern bedeutet ein Treffen im Waldschlösschen für viele weit mehr als ‚bloße Bildungsarbeit‘: Ankommen am Waldschlösschen heißt Abstreifen heterosexuell normierter Welt für ein Wochenende, fallen in ein (Funk-)loch und die Chance abseits normativer Mechanismen Menschen kennenzulernen und zu leben. Vor 25 Jahren war das Haus der Treffpunkt im alternativen Ambiente der kämpferischen Schwulenbewegung, war es autonome Einrichtung einer Gegenöffentlichkeit. Heute ist das Waldschlösschen Akademie mit komfortabler Unterbringung, staatlich anerkannt und durch eine Stiftung gestützt. Zum 25 jährigen gratuliert die ROZ recht herzlich!! Neben zahlreichen Veranstaltungen zum Jubiläum nutzen wir hier die Möglichkeit, eine rück- und voranblickende Jubiläumspublikation vorzustellen: „Waldschlösschen mitten drin – ein Lesebuch“ heißt dieses Buch zu einem wesentlichen Stück lesbischer und schwuler Geschichte in der Bundesrepublik Deutschland. Die Macherinnen und Macher liefern darin einen sehr persönlichen Blick über die wechselvolle Geschichte. Vom Pacht- zum Mietvertrag bis zur Gründung der Stiftung; vom Einbau der ersten Holzbefeuerung über den Bau des Bettenhauses bis zur Vollverpflegungsküche werden im ersten Teil des Buches 25 Jahre überwiegend schwule Geschichte nachgezeichnet. Dabei entsteht ein realitätsnahes Bild der politischen und gesellschaftlichen Arbeit und deren Veränderung beginnend zu einer Zeit, in der der Kampf um die Abschaffung des § 175 noch in vollem Gange war. Aus heutiger Sicht scheint es beispielsweise eher lächerlich, wenn das Göttinger Tageblatt im September 1986 berichtet, das die CDU-Fraktion im Kreistag 5000 DM für notwendige Sanierungsmaßnahmen am denkmalgeschützten Gebäude nicht bewilligte, weil dort Seminare für Homosexuelle stattfänden. 13 Jahre später wird das Waldschlösschen als „förderungsberechtigte Heimvolkshochschule nach den niedersächsischen Erwachsenenbildungsgesetz“ anerkannt. Weiterlesen

Islam und Homosexualität

Zur mittlerweile sehr heftig dikutierten Thematik ‚Islam und Homosexualität‘ möchte ich als Einstieg die folgenden, aus meiner Sicht differenzierten, Bücher empfehlen. Darin wird mit einfachen Vorurteilen und Pauschalisierungen aufgeräumt, eine differenzierte Betrachtung für verschiedene Länder vorgenommen und die Situation in Deutschland noch einmal gesondert betrachtet. Die Bücher sind als Lektüre sehr empfehlenswert.

Weitere Informationen und Beratung erhält mensch auch bei GLADT e.V. (Gays & Lesbians aus der Türkei). Ausdrücklich erwähnt sei hier, dass ‚aus der Türkei stammend‘ nicht gleich islamisch heißt und sich Mitglieder des Vereins auch von einer solchen Gleichsetzung distanzieren. Aus diesem Verein haben sich lediglich Leute intensiv mit der Thematik beschäftigt und teilweise zu dem untenstehenden Band beigetragen, so dass GLADT e.V. als Ansprechpartnerin auch zu Islam und Homosexualität empfohlen sei. Auf der Page finden sich auch interessante Texte und weitere Links.

Ebenfalls differenziert und lesenswert ist ein Artikel „Homosexualität ist seit Jahrhunderten ein Bestandteil islamischer Kultur und bis heute trotz Verfolgung in manchen Ländern überall präsent“ von Alfred Hackensberger:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27781/1.html

Georg Klauda (2008): Die Vertreibung aus dem Serail. Europa und die Heteronormierung der islamischen Welt.
Männerschwarm Verlag, Hamburg, 2008.
Bochow, M., Marbach, R. (Hrsg., 2003): Islam und Homosexualität – Koran / Islamische Länder / Situation in Deutschland. MännerschwarmSkript Verlag, Hamburg.

Die christlichen Kirchen zur Homosexualität

Da von sehr vielen Gegnern von Schwulen und Lesben und allen Anderen, die halt anders sind sehr häufig die Bibel zu Rate gezogen wird, um die „Abartigkeit“ zu belegen, werde ich auch einmal an Hand dieser versuchen die Normalität zu belegen. Dabei möchte ich darauf verweisen, dass eine solche Herangehensweise aus meiner Sicht nicht wirklich statthaft ist aber leider sehr häufig genutzt wird, um Ausgrenzungen von Menschen zu praktizieren. Deshalb bitte ich den ersten Brief als einen etwas satirischen Beitrag und den nachfolgenden etwas ausführlicheren Text als Diskussionsbeitrag gegen einseitige Deutungsmuster der Bibel zu nehmen. Selbst möchte ich schon vorneweg klarstellen, dass ich keiner Kirche anghöre aber der Auffassung bin, dass jeder Mensch irgendwo einen Glauben hat. Nicht zuletzt war mir eine Beschäftigung mit der Materie wichtig, weil ich Micha liebe und ich viel zu oft über seinen Glauben wie ein Elefant drübergetrampelt bin… Entschuldigung! 🙂

Ich möchte ausdrücklich vor Organisationen wie Wüstenstrom e.V. warnen, die mit ihren Machenschaften versuchen Abhängigkeitsverhältnisse aufzubauen und Jugendliche oder ältere Menschen, vor ihrem Coming out, beeinflussen. Auch die Kraftwerksgemeinde der Dresdner Neustadt ist nach einigen Veranstaltungen als Negativbeispiel zu nennen. Wer im Konflikt zwischen seiner oder ihrer Homosexualität und dem christlichen Glauben steht, wende sich bitte an HUK – Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) e.V. oder an die KJgay – kjgay – Schwule, Lesben, Bisexuelle und Heteros in der Katholischen jungen Gemeinde!

Du bist normal – die Gesellschaft muss sich ändern, um das endlich anzuerkennen!

 

Warum darf ich keinen Kanadier besitzen? Weiterlesen

Diskriminierung und ein Antidiskriminierungsgesetz

Um zukünftig Benachteiligung zu verringern, hat die EU im Jahr 2000 die Richtlinie 2000/78/EWG erlassen, die bis Ende 2003 in nationales Recht umgesetzt werden muss. Sie verbietet jede Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf und soll sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich gelten, d.h. Vereine genau so betreffen, wie private ArbeitgeberInnen, Gewerkschaften oder den öffentlichen Dienst.
Bereits in der letzten Legislatur wollte die rot-grüne Bundesregierung auch in der Bundesrepublik ein Antidiskriminierungsgesetz umsetzen; dafür blieb am Ende wohl doch keine Zeit… In diesem Jahr wird es nun einen neuen Entwurf geben, um Vertragsstrafen durch die EU noch rechtzeitig zu entgehen. Es geht also nicht mehr um das „ob“, sondern vielmehr um das „wie“.
Es geht nun also vorerst darum, beide EU-Richtlinien in nationales Recht umzusetzen und, wie 2002 von rotgrün noch vorgesehen, weitergehendere Regelungen Gesetzeskraft zu verleihen. Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Gesetze allein die Lebenswirklichkeit nicht verändern. Sie geben einen Rahmen, in dem Gleichberechtigung von Menschen und Initiativen gegen Diskriminierung ihren Platz finden können.

Christopher Street Day – Was ist das eigentlich?

New York City, 28. Juni 1969. Am Tag der Beisetzung von Judy Garland (bekannt aus „Der Zauberer von Oz“) versammeln sich Schwule, Lesben, Bisexuelle, Stricher, Dragqueens und alle anderen, die in den Vereinigten Staaten als „krank“ oder „psychisch gestört“ bezeichnet werden im „Stonewall Inn“ in der Christopher Street 53. Sie sind gekommen, um der großen Diva zu gedenken.

Schon oft mussten Homosexuelle und alle anderen Anderen brutale Razzien über sich ergehen lassen. Der Alkoholausschank an Homosexuelle, das Tanzen gleichgeschlechtlicher Paare ist verboten und jeder muss mindestens drei Kleidungsstücke entsprechend seinem biologischen Geschlecht tragen. Aus Angst vor Inhaftierungen oder Schlimmerem leisten die Opfer keinen Widerstand. Sie lassen den prügelnden Cops freien Lauf. Weiterlesen