Tag Archiv für intersektionalität

Das Erleben homophober und rassistischer Diskriminierungen in schwulen binationalen Partnerschaften – Rezension von Zülfukar Çetins Buch „Homophobie und Islamophobie – Intersektionale Diskriminierungen am Beispiel binationaler schwuler Paare in Berlin“

(Rezension von Heinz-Jürgen Voß, zuerst veröffentlicht auf www.kritisch-lesen.de, hier.)
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Zülfukar Çetins Dissertation stellt eine vorzügliche qualitative intersektionale Untersuchung dar.

Seit wenigen Jahren hat auch in der Bundesrepublik Deutschland das Nachdenken über die Verschränkungen von Diskriminierungen nachhaltig begonnen. Es wird klar, dass Rassismus und Homophobie, dass die Ablehnung von Menschen mit Behinderungen und von Prekarisierten viel miteinander gemein haben; dass zudem Diskriminierungserfahrungen nicht abgelöst und getrennt betrachtet werden können, sondern dass Diskriminierungen in der je individuellen Situation und für den ganz konkreten Menschen spezifisch wirken. Und es wird zunehmend erkannt, dass die Diskriminierungen einzelner Menschen grundlegend mit den gesellschaftlichen Verhältnissen in der BRD verwoben sind.

Die Studie „Homophobie und Islamophobie: Intersektionale Diskriminierungen am Beispiel binationaler Paare in Berlin“ ermöglicht hier nun einen guten Einstieg in die entsprechenden Forschungen und bietet den mit intersektionalen Forschungen Vertrauten weiteres, gut ausgearbeitetes und reflektiertes Material an. Zülfukar Çetin hat für seine kürzlich beim Transcript-Verlag erschienene Untersuchung Interviews mit schwulen Männern geführt, die in Berlin in einer binationalen Eingetragenen Lebenspartnerschaft leben. Çetin interessierten die Erfahrungen mit Diskriminierungen vor dem Hintergrund der Binationalität. Der detaillierten Vorstellung der Interviews und ihrer Auswertung geht eine ausführliche Einordnung in den Forschungskontext voraus, die bereits für sich allein einen besonderen Wert darstellt. Darin wird der derzeit erarbeitete Wissensstand präzise festgehalten und für ein konkretes Forschungsvorhaben fortentwickelt. Weiterlesen

Schwule Klassenkenntnis: Perihan Mağdens «Ali und Ramazan»

(Salih Alexander Wolters Rezension zu Perihan Mağdens Roman Ali und Ramazan erscheint gedruckt in Rosige Zeiten, Ausgabe Mai/Juni 2012. Im Folgenden eine leicht überarbeitete Fassung von: http://salihalexanderwolter.blogsport.de.)

 

Der packendste «schwule» Roman seit langem ist von einer Frau und kommt aus der Türkei: Ali und Ramazan von Perihan Mağden, einer prominenten gesellschaftskritischen Autorin und Kolumnistin, war dort 2010 «Buch des Jahres» und stand monatelang auf der Bestsellerliste, der Film dazu kommt demnächst in die Kinos. Hierzulande hat diese Geschichte bei einigen Rezensenten – das Wort muss, soweit ich die erschienenen Artikel überblicke, in diesem Fall nicht gegendert werden – Anstoß erregt. Aus stilistischen Gründen, wie sie sagen. «Kitsch» lautet da ein Vorwurf, der sich ästhetisch gibt, auch wenn er hier nur schlecht kaschieren kann, dass es die politische Aussage ist, die nicht gefällt. Als Beleg schreiben sie einer vom anderen diese unschuldige Stelle ab: «Ali und Ramazan vereinigen sich erstmals in jener Nacht, auf dem Bettsofa des Herrn Direktor, und das wieder und wieder, bis zum nächsten Morgen. Sie werden eins. Werden zu Ali und Ramazan. Bis in alle Ewigkeit. Bis zum Ende ihrer viel zu kurzen Ewigkeit.» Weiterlesen

So sehr, wie es nur geht …Perihan Mağdens «Ali und Ramazan»

(rezensiert von Heinz-Jürgen Voß, zuerst bei www.kritisch-lesen.de)

„Ali und Ramazan“ ist eine Liebesgeschichte, die fernab jeder Schnulze daher kommt. In klarer aber reicher Sprache erzählt die Autorin Perihan Mağden darin die Geschichte der zwei Jungs Ali und Ramazan, die in einem Waisenhaus aufwachsen und sich dort ineinander verlieben und so die Zumutungen, mit denen sie konfrontiert werden, überstehen – bis es nicht mehr weitergeht. Neben einer einfühlsamen, vor Freude und Traurigkeit zu Tränen rührenden Liebesgeschichte, die sich an einer wahren Begebenheit orientiert, fundiert der Roman literarisch die aktuellen wissenschaftlichen Debatten, die sich mit der ökonomischen Ausgrenzung von Menschen und der Zementierung menschlichen Miteinanders zu starren Identitäten befassen. Im Jahr 2010 wurde „Ali und Ramazan“ zum Buch des Jahres in der Türkei gewählt. Nun liegt es in einer deutschen Übersetzung vor, erschienen im Suhrkamp-Verlag. Weiterlesen

Vom Gay Pride zum White Pride – Koray Yilmaz-Günay (Hrsg.): „Karriere eines konstruierten Gegensatzes: Zehn Jahre „Muslime versus Schwule“: Sexualpolitiken seit dem 11. September“

(Rezensiert von Heinz-Jürgen Voß; die Rezension ist zuerst erschienen auf www.kritisch-lesen.de – herzlichen Dank an die Redaktion für das Einverständnis zur Zweitveröffentlichung!)

 

Wie in einem Brennglas erscheinen seit den Anschlägen vom 11. September 2001 die seit dem Kolonialismus etablierten westlichen Imaginationen über „den Islam“ – Geschlecht und Sexualität waren und sind in diesen zentral. Und es blieb nicht bei Vorstellungen, sondern es wurden in westlichen Staaten demokratische Grundrechte abgebaut und Kriege begonnen – in weiten Teilen begründet mit Argumentationen über Geschlecht und Sexualität.

Die Anschläge des 11. September 2001 („9/11“) auf das World Trade Center und das Pentagon, bei denen mehr als 3000 Menschen starben, haben in der Weltgeschichte der letzten zehn Jahre deutliche Spuren hinterlassen. Demokratische Staaten haben nicht etwa mit den Möglichkeiten ihrer Gesetze reagiert und die Verbrechen nach dem Strafgesetzbuch geahndet. Stattdessen fanden Kriege statt, wurden militärische Drohungen ausgestoßen und im Inneren grundlegende demokratische Rechte für obsolet erklärt bzw. gleich ganz aufgehoben. Begleitet war diese Entwicklung von einer intensiven Diskursivierung des Islam, nicht etwa nur jener Verbrecher, die diese Anschläge verübten. Der Islam erschien nun vielen als bedrohlich. Die emotionale Erregung, die viele Menschen mit den Anschlägen erfasste, kanalisierte sich – westlich – hin zu einer Ablehnung des Islam an sich und zu Vorbehalten selbst gegenüber ganz konkreten Menschen, die als Musliminnen und Muslime erschienen. Weiterlesen

Ansätze für eine lesbische und schwule Aufklärungsarbeit ohne weiße und männliche Dominanz

Noch vor der Schließung des lesbisch-bi-schwulen Infoladens Knackpunkt durch die Stadt Hannover hatte dieser ein interessantes Positionspapier in die Diskussion gebracht und an Gruppen und Vereine in Hannover verschickt. Damit es für die Diskussion nicht verloren geht, soll es hier – unverändert – zur Verfügung gestellt werden. Unter dem Titel „Aufklärungsarbeit mit Berücksichtigung des Migrationshintergrundes: Gegen rassistische, sexistische, homophobe, transphobe Ausgrenzung und Diskriminierung – Konzeptskizze“ wurde herausgestellt, dass die aktuelle Aufklärungsarbeit den aktuellen Lebensbedingungen nicht mehr gerecht wird. Unter Kindern und Jugendlichen liege der Anteil derjenigen „mit Migrationshintergrund“ bei 40%. Diese Kinder und Jugendlichen seien oftmals mit Mehrfachdiskriminierung konfrontiert – weder inhaltlich, noch personell werde diesem Sachverhalt in der Stadt Rechnung getragen.

Im Folgenden die Ausarbeitung des Infoladens (hier auch als pdf-Datei):

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Ein schwuler „Anti-Orientalist“. Der spanische Autor Juan Goytisolo wird 80

(von Salih Alexander Wolter, erschienen in „Rosige Zeiten„, Dezember 2010 / Januar 2011, Download des Hefts hier; Veröffentlichung mit freundlicher Zustimmung von Salih Alexander Wolter)
Eine deutlich erweiterte Fassung des Beitrags findet sich unter dem Titel „Türkisch lernen mit Juan Goytisolo“ auf www.salihalexanderwolter.de.

Einer meiner Lieblingssätze von Juan Goytisolo steht in keinem seiner Bücher, sondern in  Die brennende Bibliothek von Edmund White, der ihn in den 1980er Jahren für ein Interview im zentralen Pariser Viertel Le Sentier besuchte. Das gilt dem am 5. Januar 1931 in Barcelona geborenen  Schriftsteller mit baskischen Wurzeln,  der international als einer der innovativsten Romanciers spanischer Sprache mit Preisen bedacht wurde, als „die Definition von Großstadt schlechthin“. Dort war er – mochte er zuletzt auch immer ausgedehntere Reisen in die sogenannte islamische Welt unternehmen – vier Jahrzehnte lang zu Hause: seit er 1956 Francos Spanien verließ, dessen noch vom Bürgerkrieg traumatisierte Gesellschaft und desorientierte Jugend unter dem faschistischen Regime er in seinem Frühwerk schilderte. Er zog  bei Monique Lange ein, die der Kommunistischen Partei angehörte und für den Verlag Gallimard arbeitete – wie dann bald auch er, der als Lektor besonders die lateinamerikanische Literatur förderte. Monique, die später selbst als Autorin hervortrat, machte ihren Gefährten mit Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir bekannt, führte ihn in den Kreis um Marguerite Duras ein und vermittelte ihm die für sein weiteres Leben entscheidende Freundschaft mit Jean Genet. Jahre nachdem Goytisolo ihr offenbart hatte, „völlig, endgültig, unwiderruflich homosexuell“ zu sein, heirateten sie, und erst nach ihrem Tod 1996 sollte er ganz nach Marrakech übersiedeln. Mit  White sprach er über die vertraute Umgebung des Paars: „Nachdem so viele Türken in das Viertel gezogen waren, entdeckte ich eines Tages beim Spazierengehen, dass ich nicht verstand, was an die Wände geschrieben war.“ Und es folgt: „Da ich mich in dieses Viertel vollkommen integriert fühle, beschloss ich, das zu tun, was notwendig war, nämlich Türkisch zu lernen.“  Weiterlesen

Die Komplizenschaft verweigern

(von Salih Alexander Wolter, für Red & Queer Nr. 17. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors.)
Was beim „großen CSD-Finale“ in Berlin an jenem 19. Juni 2010 passiert ist, dürfte inzwischen allgemein bekannt sein; so viel ist seither über die Einzelheiten berichtet, so oft sind sie kommentiert worden. Etwa die entlarvende Ansage eines feisten Homofunktionärs von der Bühne am Brandenburger Tor herab an eine Gruppe queerer Migrant_innen – als sie Judith Butler mit Beifall für die Ansprache dankten, mit der sie eben den „Zivilcourage-Preis“ des CSD e. V. zurückgewiesen hatte, rief er ihnen zu: „Wir sind hier in der Mehrheit, ihr seid nur eine Minderheit.“ Der Eklat hat auf einen Schlag zum Hauptthema gemacht, was vom schwullesbischen Paradeweg in die sogenannte „Mitte der Gesellschaft“ jahrelang an den Rand der Aufmerksamkeit gedrängt worden war. Auf einmal geben sich die Medien nicht mehr mit dem zufrieden, was die Pressestelle des LSVD zum Bewusstseinsstand der Community verlautbart, sondern beginnen, genauer hinzuschauen – sogar die der Szene selbst. Und plötzlich haben es alle immer schon gewusst: Es gibt bei uns Rassismus. Weiterlesen

„Sein ganzer Traum von Männlichkeit“. Cem Yildiz sagt, wo es langgeht

(rezensiert von Salih Alexander Wolter, erscheint in „Rosige Zeiten“ (Nr. 128, April/Mai 2010, vorab online mit freundlicher Genehmigung der Redaktion)

Cem Yildiz ist in Berlin-Schöneberg zu Hause, wo Trends für den schwulen Mainstream der Bundesrepublik gesetzt werden – nur beruflich war er lange Zeit „vom Outfit her eher Neukölln“ (S. 24). Heute ist er 31 und absolviert eine Ausbildung zum Heilpraktiker. Er bekundet, selbst nie ein Problem damit gehabt zu haben, auch auf Männer zu stehen, und sagt, er raste aus, wenn er mitbekomme, dass „Homos zusammengeschlagen, bedroht und blöd angemacht“ werden (S. 39). Wenn es ungewollt geschieht, wäre hinzuzufügen. Denn mit seinem Bericht Fucking Germany. Das letzte Tabu oder Mein Leben als Escort bietet er eine gänzlich andere als die in den Medien gepflegte Perspektive auf das Thema „Schwule als Opfer“ bzw. „hypermaskuline Jugendliche nichtdeutscher Herkunft“ als Täter. Doch Yildiz kann auf zuverlässiges empirisches Material zurückgreifen: Über ein Jahrzehnt gab er – der „kein Akademikerkind“ ist, aber „auch nicht aus einer Problemfamilie“ stammt (S. 216) – auf Bestellung  „den ‚authentischen‘ knallharten Türkenmacker von der Straße“ (S. 13), in Berlin und auf Kurztrips auch andernorts im Land. Bezahlt wurde er dafür vor allem von homosexuellen Männern, und besonders gern buchten die ihn für die „Ghetto-Nummer“ (S. 24) – inszenierte Überfälle mit anschließender brutaler Vergewaltigung. Seine Erfahrung: „Je krasser die Filme und Klischees, die sie im Kopf haben, desto höher die Nachfrage nach dem wilden, gewalttätigen Ali.“ (S. 64) Weiterlesen

Verqueerte Verhältnisse

rezensiert von Salih Alexander Wolter (vorab aus: „Rosige Zeiten“, 125)

Verqueerte Verhältnisse betitelt die AG Queer Studies der Hamburger Universität den vor kurzem erschienenen zweiten Sammelband zu ihrer Vorlesungsreihe „Jenseits der Geschlechtergrenzen“. Dieses queer-feministische wissenschaftliche Angebot, hervorgegangen aus einem 1990 mit schwulem Schwerpunkt begründeten Projekt, ist umso bemerkenswerter, als in der Bundesrepublik insgesamt – sehr zurückhaltend formuliert – „Rückschritte bezüglich der Anerkennung und Einschreibung von geschlechter- und sexualitätenpolitischen Themen in das akademische Feld zu beobachten sind“ (S. 31f). Offenbar soll bald kein informierter Einspruch mehr das Publikum gelegentlich irritieren – und schon gar nicht soll die lästige Machtfrage gestellt werden -, wenn beispielsweise „rassistische Feminismen“ à la „Alice Schwarzer und der Kreis um die Zeitschrift EMMA“ (S. 11) ihr borniertes „Wissen“ über Migrant_innen auf sämtlichen verfügbaren Kanälen verbreiten. Das wäre dann, im Wortsinn, dumm gelaufen – wie so vieles, seit man sich an hiesigen Hochschulen dem verschreibt, was Wirtschaft und herrschende Politik für „Exzellenz“ halten. Dabei ließe sich im heute angesagten Sprech doch auch bedauern, dass „Deutschland“ darauf verzichtet, sich um internationale Wettbewerbsfähigkeit auf einem zukunftsweisenden Gebiet der Sozialwissenschaften zu bemühen. Weiterlesen

Hans Peter Hauschild (Hrsg.): Fluchtversuche. Das Leben des Miro Sabanovic zwischen Familienterror, Bahnhof Zoo und Ausländerbehörde.

rezensiert von Heinz-Jürgen Voß, für „Rosige Zeiten“, Nr. 119)

Ein kleines bisschen Unrecht wird Miro Sabanovic schon wieder getan: Eine „Frechheit auf zwei Beinen“, wie es im Nachwort des Herausgebers Hans Peter Hauschild (mittlerweile verstorben) heißt, ist er gewiss nicht. Dies wird nach der Lektüre von Miros Tagebuchaufzeichnungen deutlich. Problematisch ist es, dass im ausführlichen Nachwort Kinderprostitution und die Hierarchie zwischen Freiern und Kindern bei dieser nicht problematisiert werden…

Miro Sabanovic hat eine unglaubliche ganz große Lebensgeschichte an Hand seiner Tagebuchaufzeichnungen zu erzählen, die ich nicht erlebt haben möchte. Kurz vorangestellt sei: die Geschichte ist lesenswert. Sie offenbart Gedanken eines Menschen, der in seinem Leben wahnsinnige Qualen über sich ergehen lässt, und dennoch ein kreischendes, aufbegehrendes, wütendes, freudiges, liebevolles Wesen hat. Er sorgt für Anstoß, stiehlt – auch weil er von seinen Eltern schon von früh an dazu genötigt wurde –, erleidet schwerste Verbrennungen, mutwillig verursacht von seinen Eltern, weil er weggelaufen war… oder er wird mit einer Kette gefesselt und so lange auf seinen Schädel eingeschlagen, bis Miro blutig und ohnmächtig ist… Im zerfallenden Jugoslawien wird er mehrfach von der Polizei festgenommen und schwer misshandelt, dann wieder zu den Eltern gelassen. Seit 1992 hat er Asyl in der Bundesrepublik Deutschland, er muss wieder stehlen, flieht, wird immer wieder gefunden, flieht in ein Heim, in dem er sich sicher glaubt… aber als eine Sozialarbeiterin bei einem seiner Wutanfälle droht, die Familie zu informieren, flieht Miro wieder. Miro macht mit Gefängnissen Bekanntschaft – wegen Diebstahls; sein Bruder der seine Frau erstochen hat, bekommt ein Jahr auf Bewährung. In der ersten Gefängnishaft ergänzt er seine bereits gute deutsche Aussprache auch durch die Kenntnis des Lesens und Schreibens – eine Sozialarbeiterin, die er zunächst nicht mag und dann liebgewinnt und die auch weiterhin zu Unterrichtsstunden zu ihm kommt und einfach zuhört, obgleich er aus ihrem Bereich verlegt wurde, hat daran großen Anteil. Über einige Polizist_innen in der BRD lacht Miro, weil sie ihn immer wieder freilassen und nett behandeln – andere treten und schlagen ihn brutal zusammen, auch in der BRD. Ab einem Alter von zwölf Jahren geht Miro anschaffen, in der schwulen Szene von Berlins Motzstraße. Er geht ins „Datscha“, „Pinocchio“, ins „Tabasco“ oder „Eldorado“, später lieber ins „Filou“, in dem er besser verdient und in dem er immer wieder hofft, auch Benn zu treffen, einen elfjährigen Freund, den er lieb gewonnen hat und der dort ebenfalls anschafft. Er verdient dort nicht schlecht, lernt nette Freier kennen, die gut bezahlen und ihm etwas Geborgenheit und Liebe geben. Einige halten länger zu ihm, ersetzen ihm den liebevollen Vater… Als er das erste Mal einen Freier hat, erschrickt er sich, über die länge des Schwanzes – und als etwas weißes herausspritzt, dass er an sich noch nie so erlebt hat. Das erste Mal gefickt werden, mit Rolf, empfindet Miro als sehr angenehm – dabei bekommt er auch einen Ständer… Miro kommt auf Dope, auf Heroin, kommt mehrfach davon los und wird dann wieder rückfällig, er heult, mag sehr gern seinen kleinen Bruder – für den er auch sein Leben geben würde, wie er schreibt –, liebt Robert – der viel für ihn tut, und Miros Ungerechtigkeiten aushält und wohl auch Heute noch für Miro da ist, wo ihre Liebe an all den Zumutungen zerbrochen ist und Miro Sabanovic nach Bosnien abgeschoben wurde… Weiterlesen