Archiv für Heinz-Jürgen Voß

Proteste gegen Teilnahme von „Pro Köln“ am CSD Köln

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Hier die Stellungnahme zur Kundgebung von queergestellt:
http://www.queergestellt.de/csd13_01.html

Liebe Freund_innen von queergestellt,

am Dienstag, den 04.06.2013 werden wir ab 18.00 Uhr eine Kundgebung vor dem EL-DE-Haus am Appellhofplatz 23-25 in Köln abhalten.

Dort findet zu diesem Zeitpunkt eine außerordentliche Mitgliederversammlung vom KLuST (Kölner Lesben und Schwulen Tag / Organisator_in des Kölner CSD) statt. Thema wird sein, wie der KLuST mit der Anmeldung von „pro Köln“ zur diesjährigen CSD-Parade umgehen soll. Mit unserer Kundgebung wollen wir die Meinungsbildung des KLuST unterstützen.

Wir sind entsetzt, dass der KLuST tatsächlich darüber diskutiert, ob „pro Köln“ die Teilnahme verboten werden kann oder nicht. Unsere Haltung ist nach wie vor klar und kompromisslos: Rassist_innen und Faschist_innen dürfen nirgendwo demonstrieren!

Wir fordern den KLuST auf nicht nur rechtlich sicherzustellen, dass es eine Parade ohne „pro Köln“ geben wird. Auch politisch muss sich der KLuST endlich so positionieren, dass er für die extreme Rechte keine Anknüpfungspunkte mehr bietet.

Wir sehen uns am Dienstag!
queergestellt

lesbisch-jüdisch-schwul : Ausstellung im Schwulen Museum

lesbisch_juedisch_schwulIn der Homosexuellenkultur der Zwanzigerjahre gab es viele – heute meist in Vergessenheit geratene – lesbische Jüdinnen und schwule Juden, die in Kunst, Wissenschaft und Literatur ihren Beitrag zur Emanzipation beider Gruppen leisteten.

Magnus Hirschfeld als Gründer der weltweit ersten Homosexuellenorganisation ist hier sicher die herausragende Figur. Felice Schragenheim ist einem breiteren Publikum durch den Film Aimee und Jaguar bekannt geworden. Richard Plants Leben wurde durch das Schwule Museum in einer Ausstellung und Publikation umfangreich gewürdigt, andere Biografien wie die von Alice Ascher oder Walter Boldes sind kaum bekannt und werden in der Ausstellung erstmals einem breiten Publikum vorgestellt.

Die in der Ausstellung vorgestellten Biografien repräsentieren die Erfahrungen des Nationalsozialismus: Exil, Leben im Untergrund, Deportation, Ermordung aber auch Überleben und Wirken in der Nachkriegszeit. Sie repräsentieren die gesamte Bandbreite jüdischer aber auch homosexueller Verfolgungserfahrungen im Nationalsozialismus und liefern vertiefte Erkenntnisse über das Schicksal der Doppelstigmatisierung.

Die eigens für die Ausstellung recherchierten 24 Biografien werden auf Tafeln präsentiert, ergänzt werden diese durch ausgestellte Bücher und Fotografien.

Ausstellung: 07. Juni 2013 – 19. September 2013

Kurator: Dr. Jens Dobler

Eröffnung: 6. Juni 2013, 19 Uhr

Weitere und aktuelle Infos: Homepage des Schwulen Museums

Weiterer lesenswerter Beitrag zur Ausstellung bei: Die andere Welt

Vom „Europride“ (im Jahr 2002) zum „White Pride“? Der CSD Köln und die Unentschlossenheit gegen Rechtsextreme

Norbert Blech hat bei Queer.de einen sehr guten Beitrag zum CSD Köln und dem Ansinnen von Rechtsextremen daran teilzuenhemen veröffentlicht. Blech schreibt unter anderem zu den skandalösen Vorgängen in Köln, wo sich Teile der Szene nicht einmal mehr bewusst sind, dass Rechtsextremismus und Rassismus die Grundlagen für Hass und Diskriminierung sind:

„Der Plan der Rechtsextremen, die Szene zu spalten, klappt schneller und besser als erwartet. Die ersten befürworten ausdrücklich eine Teilnahme – und bringen rechte Thesen ins Gespräch.

Wenige Tage nach dem Bekanntwerden der Anmeldung der Partei „Pro Köln“ für die Parade des Cologne Pride wackelt die Front gegen die Teilnahme der Rechtsextremen. Während der Kölner Lesben- und Schwulentag anfänglich bemerkenswert verzagt agierte (s. Kommentar), mehren sich nun Szene-Stimmen, die sich für eine Teilnahme von „Pro Köln“ aussprechen – und den ausländerfeindlichen Thesen auch noch teilweise Recht geben.

Den Anfang machte Olaf Alp, Verleger des Kölner Szenemagazins „rik“, das er im letzten Sommer für seinen „blu“-Verbund erworben hatte. Auf Facebook und später auf blu.fm stellte er zunächst fest, es sei gut, dass der KLuST „gegenüber den hysterischen Reflexen, die ihn zu sofortigem Handeln zwingen wollen, erst einmal professionell die Nerven“ behalte. Rechtlich sei ein Teilnahmeverbot „nicht ohne weiteres durchsetzbar“, stellt er quasi höchstinstanzlich und gegen durchaus zu einem anderen Schluss kommende Meinungen fest, um dann die „zentrale Frage“ zu stellen: „ob ein solcher Ausschluss überhaupt angestrebt werden sollte“.

Denn „ungeachtet verfassungsrechtlicher Bedenken“ sei die Partei „keine verbotene Organisation und die im Rat der Stadt vertretenen Mitglieder demokratisch legitimiert“. Nun könnte man einwenden, dass das auch für die NPD in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern gilt, und dann erst der Arbeit als Journalist nachkommen und berichten, welche fremdenfeindlichen – und homophoben – Inhalte der Partei gegen eine Beteiligung sprechen.“ Weiter bei Queer.de

Die „Homo-Karte“ in der Politik

(Heinz-Jürgen Voß, zuerst in: Rosige Zeiten, Nr. 145, S.26-27)

Die Rechte von Lesben und Schwulen sind mittlerweile in aller Munde. Sie gelten Regierungen als emanzipatorische Aushängeschilder, die gesamtgesellschaftlich relativ wenige Menschen direkt betreffen, aber eine „moralische Vorherrschaft“ symbolisieren sollen. Insbesondere in außenpolitischen Fragen bilden sie ein wichtiges Argument, mit dem sich auch Kriege begründen lassen.. Diese Indienstnahme emanzipatorischer Forderungen ist bislang in der lesbischen und schwulen Community kaum reflektiert. Hingegen wird etwa in der Friedensforschung seit längerem thematisiert, wie ehemals emanzipatorische Forderungen feministischen Streitens in den Dienst hegemonialer Machtansprüche und ihrer kriegerischen Durchsetzung gestellt werden. Diese Indienstnahme von Feminismus zur Durchsetzung imperialistischer Machtansprüche benannte Krista Hunt als „embedded feminism“ – analog zur Bezeichnung der vom Militär abhängigen Journalist_innen („embedded journalism“) (vgl. Hunt 2006: 53; Engels/Gayer 2011: 18, 29). Bezogen auf schwule (und lesbische) Emanzipation haben diesen Zusammenhang sehr gut Koray Yılmaz-Günay und Salih Alexander Wolter in ihrem Beitrag „Pink Washing Germany?“ herausgestellt. Sie thematisieren dabei auch, wie insbesondere Schwule versuchen, sich als stets verfolgte Opfergruppe zu stilisieren – und damit auch der Auseinandersetzung mit eigener Täterschaft zu entziehen (vgl. Yılmaz-Günay/Wolter 2012). Weiterlesen

Fest für ein Deserteursdenkmal in Hamburg – 1. bis 4. Mai

Das aus 22 Gruppen bestehende “Bündnis für ein Hamburger Deserteursdenkmal” lädt wie jedes Jahr zum Klotzfest. Rings um den sogenannten Kriegsklotz in der Nähe des Bahnhofs Dammtor werden vom 1.5. bis zum 4.5. Künstler_innen, Autor_innen und Aktive sich dem Thema Desertion widmen. Es lohnt auf jeden Fall vorbeizuschauen: Auf www.feindbeguenstigung.de findet sich ein umfangreiches Programm.

Die.Linke und B90/Die Grünen haben wegweisende Anträge gegen die geschlechtszuweisenden Eingriffe bei Intergeschlechtlichen (Intersexuellen) gestellt!

Am 20.3.2013 haben die Bundestags-Fraktionen Die.Linke und Bündnis 90 / Die Grünen wegweisende Anträge gegen die aktuell in der Bundesrepublik Deutschland noch üblichen geschlechtszuweisenden Eingriffe bei Intergeschlechtlichen (Intersexuellen) gestellt. Diese Eingriffe stehen intensiv in der Kritik: Mit ihnen sind nahezu immer schwere und schwerste Komplikationen verbunden und sie werden von den intergeschlechtlichen Menschen als äußerst gewaltvoll und traumatisierend beschrieben. In den Anträgen heißt es nun unter anderem:

„Intersexuelle Menschen sollen als ein gleichberechtigter Teil unserer vielfältigen Gesellschaft anerkannt und dürfen in ihren Menschen- und Bürgerrechten nicht länger eingeschränkt werden. […] Der Deutsche Bundestag sieht und erkennt erlittenes Unrecht und Leid, das intersexuellen Menschen widerfahren ist, an und bedauert dies zutiefst.
Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung daher dazu auf, sicherzustellen, dass geschlechtszuweisende und -anpassende Operationen an minderjährigen intersexuellen Menschen vor deren Einwilligungsfähigkeit grundsätzlich verboten werden.“

Es schließen sich weitere sehr gute Forderungen an. Die Anträge im Volltext finden sich hier: Die.Linke und Bündnis 90 / Die Grünen. Eine erste Bewertung hat Zwischengeschlecht.info vorgenommen: hier.

Wenn du dich noch nicht ausreichend über Intergeschlechtlichkeit (Intersexualität) informiert fühlst, gibt es hier knappe Infos.

Koray Yılmaz-Günay in der „Jungen Welt“: „…dann müssen wir […] Sexismus, Rassismus und Klassenverhältnisse zusammendenken“!

Sehr lesenswertes Interview mit Koray Yılmaz-Günay in der Zeitschrift „Junge Welt“ ( http://www.jungewelt.de/2013/03-09/001.php )! Koray Yılmaz-Günay wendet sich in einer klaren Analyse dem Rassismus zu und fordert eine intersektionale Perspektive ein – unter anderem führt er aus:

„Der Rassismus der einen steht mit dem Rassismus der anderen in Verbindung. Ich denke in diesen Tagen oft zurück an den sogenannten Asylkompromiß. Ist es nicht legitim zu sagen, daß vor ziemlich genau 20 Jahren eine ganz breite Front von durchschnittlicher Bevölkerung, Neonazis und Politik einander in die Hände gespielt haben? Die Pogrome mit Würstchenstand wurden mit der faktischen Abschaffung des Grundrechts auf Asyl belohnt. […] Es ist verheerend, dass eine bleibende Kritik meist nur von den «Betroffenen» formuliert wird. Eine der Ausweglosigkeiten, die mich am meisten beschäftigten, ist die Abkoppelung von marxistischer Analyse, Feminismus und Rassismus-Kritik. Wenn eine Reinigungskraft mit Kopftuch noch nie Anstoß erregt hat, dafür aber buchstäblich jede Kopftuchträgerin, die Lehrerin werden wollte, dann müssen wir in der Analyse Sexismus, Rassismus und Klassenverhältnisse zusammendenken.“

Zum vollständigen Interview.

Buchempfehlung: „Stop Trans*-Pathologisierung“

Unbedingt empfehlenswert: „Stop Trans*-Pathologisierung“. Seit 2007 hat sich durch die internationale Kampagne „STP-2012“ der Kampf gegen die Pathologisierung, die institutionelle und alltägliche Gewalt gegen Trans*-Personen intensiviert. Dabei konnten von den streitenden Trans*-Menschen einige Erfolge erzielt werden – unter anderem gerade in Bezug internationale Vernetzung, kommunalen Aktivismus und intersektionale Weiterentwicklung der Forderungen.

Der vorliegende Band bereitet die neueren Entwicklungen auf dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Theoriebildung und des politischen Aktivismus auf. Die Autor_innen heben dabei deutlich heraus, wie gerade die Institution Medizin an der Gewalt und Unterdrückung von Trans*-Personen Anteil hat, dadurch dass sie Trans*-Menschen als „krank“ stigmatisiert. Die Medizin ist dabei in aktuelle normalisierende gesellschaftliche Entwicklungen eingebunden. D. Demiel schreibt dazu im Band:

„Die heutige Neubelebung stigmatisierender Zuschreibungen gegen Trans* genauso wie insbesondere gegen die so genannten Verlierer_innen der Konkurrenz- bzw. Leistungsgesellschaft darf nicht weiter zugelassen, der Rechtsruck der Gesellschaft nicht weiter stillschweigend in Kauf genommen, Vorurteile dürfen nicht weiter reproduziert bzw. Ängste nicht mehr geschürt werden. Es gilt, die Ursachen und Verursacher_innen für komplexe soziale Probleme klar zu benennen und vereinfachende Lösungsansätze […] abzulehnen. Rassismus und Ausgrenzung sind Standbeine einer Wirtschaftslogik, die Menschen auf ihren bloßen ‚Nutzen‘ (Mehrwert) bzw. ihre ‚Verwertbarkeit‘ reduziert, sie erpressbar und manipulierbar macht sowie sie entsolidarisieren soll.“ (S.21)

Insgesamt bietet der Band einen wichtigen fundierten Überblick und macht klar, dass Streiten, das erfolgreich sein soll, 1) international vernetzt, 2) kommunal verankert und 3) intersektional – also mit Blick auf die Verschränkung von Rassismus, Sexismus und Klassismus – erfolgt.

Anne Allex (Hg.)
Stop Trans*-Pathologisierung

Berliner Beiträge für eine internationale Kampagne
ISBN 978-3-940865-36-6 I 2012 I 9,50 EUR
Verlagsinformationen

Queere Bestandsaufnahme

Queer-zum-StaatRezension von: Helga Haberle, Katharina Hajek, Gundula Ludwig, Sara Paloni (Hrsg.): Queer zum Staat: Heteronormativitätskritische Perspektiven auf Staat, Macht und Gesellschaft. Berlin: Querverlag (2012, 227 Seiten, broschiert, 14,90 EUR). Zuerst veröffentlicht in den Rosigen Zeiten (www.rosige-zeiten.net).

 

Die aktuellen kapitalistischen gesellschaftlichen Verhältnisse sind durch eine Flexibilisierung und Individualisierung der Lebensbereiche gekennzeichnet. Insbesondere bzgl. Geschlecht und Sexualität werden die Veränderungen von Menschen als konkrete Befreiungen erlebt: So ist gleichgeschlechtliches sexuelles Tun nicht mehr strafbar. Dem „alten patriarchalen Modell [wurden] Rechte und Freiheiten abgerungen“ (Wagenknecht 2005) – dafür waren konkrete Kämpfe von Menschen nötig, insbesondere der Frauen-/Lesbenbewegung. Gleichzeitig zeigt sich, dass durch diese Veränderungen die kapitalistische Gesellschaftsordnung nicht erschüttert wird. Vielmehr können die flexibilisierten und individualisierten Individuen zum aktuellen Entwicklungsstand des Kapitalismus sogar noch intensiver ausgebeutet werden. Es bleibt dem Kapitalismus damit nicht einfach „völlig äußerlich“, was die Individuen tun, wie Volkmar Sigusch in „Neosexualitäten“ (2005) vermutete, sondern die derzeitige Aktualisierung ermöglicht es, „individuelle Kreativität auszubeuten“, „kollektive Widerstände zu verhindern“ und sie bedeutet, die „Verwandlung von allem und jedem in Waren, einschließlich der menschlichen Sinnlichkeit“ (Wagenknecht 2005). Anknüpfend an Leo Kofler lässt sich weiter festhalten, dass die aktualisierten kapitalistischen gesellschaftlichen Verhältnisse „erotische – und das heißt hier vornehmlich sexuelle – Freiheit versprech[en] und formell auch gewähr[en], aber allein zu dem Zweck, um das Individuum über die psychischen Prozesse der Verinnerlichung und der Identifikation um so stärker an die repressive Ordnung zu fesseln, damit der bestehenden Unterdrückung Dauer zu verleihen.“ (Kofler 1985)

Vor dem Hintergrund der Diagnose, dass gesellschaftliche Kämpfe gut in Herrschaftsverhältnisse integrierbar sind, finden aktuell emanzipatorische Positionsbestimmungen statt. „Que[e]r zum Staat: Heteronormativitätskritische Perspektiven auf Staat, Macht und Gesellschaft“ ist eine solche, die insbesondere eine Analyse der Veränderungen bezogen auf Staatstheorien anbietet. Die Autor_innen des Sammelbandes gehen hierbei von Beschreibungen aus, dass die Europäische Union „toleranter“ werde, insbesondere bezogen auf geschlechtliche Identität und sexuelle Orientierung. Dabei führt Volker Woltersdorff sehr richtig an, dass diese hegemoniale Durchsetzung von „Toleranz“ zwischen „innen“ und „außen“ unterscheidet, mit „Instrumenten wie Green Card oder Frontex“ werde etwa zwischen „erwünschten und unerwünschten Arbeitssubjekten“ unterschieden (S. 129), also Rassismus mit vielen Toten staatlich durchgesetzt. Weiterlesen

Biologie & Homosexualität: Theorie und Anwendung im gesellschaftlichen Kontext

NEUERSCHEINUNG – Das Buch ist nun überall im Buchhandel erhältlich:

Biologie & Homosexualität: Theorie und Anwendung im gesellschaftlichen Kontext
Heinz-Jürgen Voß
Unrast, 87 Seiten, 7,80 EUR
ISBN 978-3-89771-122-8
Verlagsinformationen und Bestellmöglichkeit.

Cover des Buches Biologie und Homosexualität

Kurztext:
Der Biologe Heinz-Jürgen Voß erläutert die historischen und aktuellen biologischen Forschungen zur „Homosexualität“. Dabei stehen Theorien der Keimdrüsen- und Hormonforschung, der Genetik, Neurobiologie und Evolutionsbiologie sowie ihre jeweiligen Methoden im Fokus. Der Autor arbeitet heraus, dass die Forschung vielfach von dem Ziel geleitet war, gleichgeschlechtliches sexuelles Begehren auszulöschen.

Klappentext:
Das Konzept ›Homosexualität‹ entstand im 19. Jahrhundert und ist eng mit Biologie und Medizin verwoben. Vor dem Hintergrund der massiven staatlichen Verfolgung gleichgeschlechtlicher sexueller Handlungen argumentierten Menschen mit der ›Natürlichkeit‹ gleichgeschlechtlichen sexuellen Tuns. Auch die Gegenseite argumentierte biologisch-medizinisch. Beide Richtungen trugen damit dazu bei, dass „Homosexualität“ als Konzept etabliert und Biologie und Medizin zu bestimmenden Instanzen über die Legitimität sexuellen Handelns wurden.
Ausgehend von der Genese des Homosexualitäts-Diskurses erläutert der Biologe Heinz-Jürgen Voß die damit verbundenen biologischen Theorien und arbeitet heraus, dass die Forschung vielfach von dem Ziel geleitet war, gleichgeschlechtliches sexuelles Begehren auszulöschen. Die Grenzen zu Menschenexperimenten wurden dabei auch noch nach 1945 überschritten.

Biographische Informationen:
Heinz-Jürgen Voß (Dipl. Biol., Dr. phil.) studierte in Dresden und Leipzig Diplom-Biologie und promovierte in Bremen zur gesellschaftlichen Herstellung biologischer Geschlechtertheorien. Er_sie ist antirassistisch, antifaschistisch und queer-feministisch politisch aktiv. Forschungsschwerpunkte sind: Geschichte und Ethik der Medizin und Biologie sowie biologisch-medizinische Geschlechtertheorien. Aktuell arbeitet Voß als externe_r Mitarbeiter_in am Lehrstuhl Sprachwissenschaft und therapeutische Kommunikation der Europa Universität Viadrina Frankfurt (Oder).

Übersicht über bereits erschienene Rezensionen. (folgt)

Weitere Buchpublikationen von Heinz-Jürgen Voß.