Tag Archiv für verfolgung

lesbisch-jüdisch-schwul : Ausstellung im Schwulen Museum

lesbisch_juedisch_schwulIn der Homosexuellenkultur der Zwanzigerjahre gab es viele – heute meist in Vergessenheit geratene – lesbische Jüdinnen und schwule Juden, die in Kunst, Wissenschaft und Literatur ihren Beitrag zur Emanzipation beider Gruppen leisteten.

Magnus Hirschfeld als Gründer der weltweit ersten Homosexuellenorganisation ist hier sicher die herausragende Figur. Felice Schragenheim ist einem breiteren Publikum durch den Film Aimee und Jaguar bekannt geworden. Richard Plants Leben wurde durch das Schwule Museum in einer Ausstellung und Publikation umfangreich gewürdigt, andere Biografien wie die von Alice Ascher oder Walter Boldes sind kaum bekannt und werden in der Ausstellung erstmals einem breiten Publikum vorgestellt.

Die in der Ausstellung vorgestellten Biografien repräsentieren die Erfahrungen des Nationalsozialismus: Exil, Leben im Untergrund, Deportation, Ermordung aber auch Überleben und Wirken in der Nachkriegszeit. Sie repräsentieren die gesamte Bandbreite jüdischer aber auch homosexueller Verfolgungserfahrungen im Nationalsozialismus und liefern vertiefte Erkenntnisse über das Schicksal der Doppelstigmatisierung.

Die eigens für die Ausstellung recherchierten 24 Biografien werden auf Tafeln präsentiert, ergänzt werden diese durch ausgestellte Bücher und Fotografien.

Ausstellung: 07. Juni 2013 – 19. September 2013

Kurator: Dr. Jens Dobler

Eröffnung: 6. Juni 2013, 19 Uhr

Weitere und aktuelle Infos: Homepage des Schwulen Museums

Weiterer lesenswerter Beitrag zur Ausstellung bei: Die andere Welt

Hessischer Landtag entschuldigt sich für die Verfolgung homosexueller Menschen

Als erster Landtag hat sich der Hessische Landtag für die Verfolgung homosexueller Menschen entschuldigt, mit Bezug zur Bundesrepublik Deutschland. In der BRD wurde der § 175 erst 1994 vollständig abgeschafft. Der Landtag stimmte einstimmig für den Antrag, im folgenden Wortlaut:

„1. Der Hessische Landtag bedauert, dass der § 175 StGB in seiner nationalsozialistischen Fassung bis 1969 unverändert in Kraft blieb. Er ist in diesem Zusammenhang davon überzeugt, dass die Ehre der homosexuellen Opfer wiederhergestellt werden muss.

2. Der Hessische Landtag entschuldigt sich für die strafrechtliche Verfolgung homosexueller Bürger, die hierdurch in ihrer Menschenwürde, in ihren Entfaltungsmöglichkeiten und in ihrer Lebensqualität empfindlich beeinträchtigt wurden.

3. Der Hessische Landtag begrüßt in diesem Zusammenhang alle Initiativen, die die historische Aufarbeitung der strafrechtlichen Verfolgung homosexueller Menschen und des späteren Umgangs mit den Opfern zum Gegenstand haben.“

Im Bundesrat läuft eine Initiative zur Verurteilung der Verfolgung Homosexueller in Deutschland. Dieser hat sich nun auch der Landtag des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen angeschlossen. Für eine bundesweite Rehabilitierung der Opfer läuft aktuell auch eine vom Rosa Archiv Leipzig initiierte Petition.

Das Ende der Strafbarkeit von Homosexualität – 18 Jahre Abschaffung § 175

(von Heinz-Jürgen Voß, zuerst in „Rosige Zeiten“, Nr. 140, Juli/August 2012)

 

Fast geräuschlos ist ein für Schwule so wichtiges Datum vorbeigegangen. Am 11. Juni 1994 wurde der § 175 abgeschafft – das Ende des Paragraphen ist damit quasi volljährig geworden, wie das „Rosa Archiv“ aus Leipzig so schön ausdrückte. Diese Gelegenheit soll hier als Ausgangspunkt dienen, sich einmal der Strafbarkeit von gleichgeschlechtlichem Sex und schließlich dem § 175 grundlegend zuzuwenden. 1994 fiel immerhin nur noch die letzte Ungleichbehandlung weg – die noch festgeschriebenen unterschiedlichen Schutzaltergrenzen, die für heterosexuelle und homosexuelle sexuelle Akte standen. Diese letzte Stufe der Abschaffung wurde in Angleichung an DDR-Recht geschafft. Ja genau – in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung galten bezüglich schwulem Sex noch unterschiedliche Regelungen.

Die zunehmende Problematisierung gleichgeschlechtlicher sexueller Akte ist so alt wie die christliche Kirche. Denn galten zwar auch in der Antike Geschlechternormen, die Frauen und Männer unterschieden und die diesen auch sexuelle Rollen zuschrieben, so galten diese Regelungen sowohl für gleichgeschlechtliche als auch für andersgeschlechtliche sexuelle Akte. Für Männer galt es als problematisch, passive Rollen einzunehmen; Frauen sollten keine aktiven Rollen einnehmen. Das galt für die gesellschaftliche Position insgesamt wie für den sexuellen Akt im Besonderen. Weiterlesen