Tag Archiv für schwule Geschichte

„Rosa Zeiten?“ – Schwule in der BRD der 1970er und 1980er Jahre

Magdalena_Beljan_Rosa_ZeitenEs lohnt ein Blick in den schönen Band „Rosa Zeiten?“, der gerade im Transcript-Verlag erschienen ist. Die Autorin Magdalena Beljan analysiert ausgehend von Beiträgen der Zeitschrift „du & ich“ die Debatten um männliche Homosexualität in der Bundesrepublik Deutschland. Allein der Blick auf die Beiträge der „du & ich“ ist dabei erhellend. Unter anderem wird ausführlich die Wirkung des §175 thematisiert.

Für schwule Geschichte aber noch bedeutsamer ist der genauere Blick auf die exotisierenden und rassistischen Zuschreibungen, die in Reiseberichten der „du & ich“ in den ausgehenden 1970er und beginnenden 1980er Jahren gegenüber Männern aus Ländern Afrikas und Asiens gezeichnet wurden (S.162-171). In Westdeutschland von dem §175 bedroht, wurden Länder wie der Libanon, Senegal, Togo, die Bahamas als traumhafte Länder ‚mit allen Möglichkeiten‘ für mehrheitsdeutsche schwule Männer beschrieben. Die dort lebenden Menschen wurden dabei aber mit schlimmsten sexistischen und rassistischen Zuschreibungen belegt. Und es wurden Tipps gegeben, ihre Gastfreundschaft im Sinne der eigenen Interessen des wohlhabenden Touristen zu kanalisieren. Allein für diese Durchsicht gebürt der Autorin Dank – und sollten sich weitere Recherchen mit Schwerpunkt der kritischen Aufarbeitung von Exotisierung und Rassismus anschließen.

Ebenfalls sehr gut diskutiert die Autorin die Stigmatisierungen, die sich verbunden mit HIV und Aids seit den 1980er Jahren über die Schwulen ergossen haben. Sie arbeitet die Bedeutung der Zeitschrift „Spiegel“ bei den Stigmatisierungen heraus und deutet die Veränderungen an, die sich für das Streiten der Schwulen ergeben haben – auch mit Blick auf Institutionalisierung und die damit veerbundene stärkere Einbindung in die Staatsräson.

In diesem Sinne: Der Band ist empfehlenswert. Jedoch ist der Preis mit knapp 33 Euro sehr hoch angesetzt.

Magdalena Beljan:
Rosa Zeiten? Eine Geschichte der Subjektivierung männlicher Homosexualität in den 1970er und 1980er Jahren der BRD
Bielefeld: Transcript-Verlag, 07/2014;
278 Seiten, 32,99 Euro, ISBN 978-3-8376-2857-9
Weitere Infos auf der Verlagsseite

Capricen – Momente schwuler Geschichte

Ich möchte auf einen sehr schönen Band hinweisen! „Capricen – Momente schwuler Geschichte“ ist Manfred Herzer zu seinem 65. Geburtstag gewidmet – herzlichen Glückwunsch! Es ist ein literarisch und wissenschaftlich interessanter Band, der zahlreiche sehr gute Beiträge versammelt, die neue Perspektiven vorschlagen und Einsichten ermöglichen!

Einen Überblick über den Inhalt gibt es beim Männerschwarm-Verlag. „Capricen“ kann dort und im gesamten Buchhandel erworben werden.

Lautmann_Capricen_Momente_schwuler_GeschichteCapricen: Momente schwuler Geschichte
Rüdiger Lautmann (Hg.)
Männerschwarm-Verlag, 2014,
300 Seiten, 22,00 EUR
ISBN: 978-3-86300-167-4
Verlagslink

Klappentext:
Pionierarbeiten zur Geschichte der Homosexualität und zur Kritik an der Heteronormativität kamen lange von Außenseitern des Wissenschaftsbetriebs. Die Reihe begann mit dem Publizisten Karl Heinrich Ulrichs und dem Medizinalrat Magnus Hirschfeld, wurde fortgesetzt bis zu den Aktivisten der Schwulenbewegung in den 1970er und 1980er Jahren. Erst in neuerer Zeit wenden sich immer mehr etablierte WissenschaftlerInnen diesem Gegenstand zu. In Würdigung ihrer außerakademischen Vorläufer führen hier einige von ihnen ihre Kabinettstückchen vor. Der Band versammelt Anmerkungen zu Magnus Hirschfeld und zu einer „Magnetischen Gesellschaft“, Beiträge über einen homophoben General, einen elsässischen Landgerichtsrat im Besenschrank, einen schwulen amerikanischen Maler in Deutschland, die Jünglingsliebe im alten Islam,  das Keuschheitsgelübde eines schwulen Konfirmanden und eine Reihe weiterer Merkwürdigkeiten aus der Homohistorie.

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