(Erschienen: 1902; Reprint: 1976; Digitale Bibliothek: 2004)
„Die Frauenfrage in der Gegenwart ist eine akute geworden. Auf der einen Seite werden die Ansprüche immer radikaler, auf der anderen die Abwehr immer energischer. Letzteres ist erklärlich. Je dringender die Gefahr der Fraueninvasion in das Reich der Männer sich gestaltet, je geharnischter treten die Bedrohten entgegen.“ (S.3) Dohm war eine derjenigen, die sich aus wissenschaftlicher Perspektive zur „Frauenfrage“ um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jh. äußerten. Sie nahm vehement Stellung für die Sache der Frauen, die eigentlich die Sache aller Menschen sein sollte. Dohm stellte heraus, dass Frauen gerade durch den – gesellschaftlich erzwungenen – Nichtgebrauch des Gehirns versimpeln würden, und trat mit diesem Argument der These entgegen, dass die Frau „von Natur aus“ in ihren geistigen Fähigkeiten beschränkt sei. Diese These war in der damaligen Biologie und Medizin verbreitet: ein wirkliches weibliches Talent hielt bspw. P. J. Möbius (bekannt geworden durch seine antifeministische und bis ins 21. Jh. verbreitete Schrift: „Der physiologisches Schwachsinn des Weibes“, Erstveröffentlichung 1900) für einen Hermaphroditismus. Ein eigentlich männlicher Charakter trete bei der Frau auf (S.70). Dohm: „Nachdem der schöne alte Herr Möbius dem Weibe die lange Liste ihrer tierähnlichen Qualitäten entrollt hat, setzt er mit goldiger Naivität hinzu: ‚Sehen wir uns auch genötigt, das normale Weib für schwachsinnig zu erklären, so ist damit doch nichts zum Nachteil des Weibes gesagt.’ Kleiner Schäker!“ (S.67) Reich belesen, fachlich fundiert und dennoch mit reichlich Humor konterte Dohm auf frauenfeindliche Schriften u.a. des benannten Möbius aber auch von G. Ferrero / C. Lombroso, T. L. W. von Bischoff und L. Hanson (sie schrieb unter dem Pseudonym: L. Marholm). Weiterlesen