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Biologie & Homosexualität: Deutschlandradio Kultur zum Buch aus dem Unrast-Verlag

Cover des Buches Biologie und HomosexualitätDer Band Biologie & Homosexualität: Theorie und Anwendung im gesellschaftlichen Kontext, der hier bereits vorgestellt wurde, wird mittlerweile breit zur Kenntnis genommen.

So argumentierte Susanne Billig auf Deutschlandradio Kultur: „Präzise fühlt der Autor auch den jüngsten biologischen Begründungen auf den Zahn. Weder die Hirnforschung (Region INAH3 im Hypothalamus) noch die molekulare Genetik (das „Schwulen-Gen“ Xq28) vermögen ihn zu überzeugen. Zu vage ist die Datenlage, zu gewollt die Interpretation. Für naiv hält Heinz-Jürgen Voß allerdings auch die Hoffnung der Szene, mit dem Verweis auf die biologische Natürlichkeit homosexuellen Verhaltens die Diskriminierung einzudämmen. […] Heinz-Jürgen Voß ist keiner, der populärwissenschaftlich auf die Pauke haut. Auch sein neues Buch führt er nah an fachwissenschaftlichen Gepflogenheiten. […] und seine spannenden Recherche-Früchte präsentiert der Autor auf schmalen 88 Seiten.“ (vollständig lesen

Die Wiener Politikwissenschaftlerin Gudrun Hauer renzensierte das Buch in den Lambda-Nachrichten. Sie beschließt die Rezension folgendermaßen: „Erfrischend zu lesen, gerade wenn man den unsäglichen soziobiologischen Schrott vergleicht, der etwa postuliert, dass ‹die Gene› Männer zu Vergewaltigern und wahllosen Herumvöglern und Frauen zu konstitutionell Schwächeren und zu logischem Denken Unfähigen machten. Eine ausgezeichnete Einführung in ein nicht einfaches Thema – wobei sich die Rezensentin vom Autor eine viel längere Abhandlung erhofft.“ (Lambda-Nachrichten, Heft 3 (2013), S.45, hier online).

Ein Blick in das Buch könnte also lohnen 🙂

Dass Tiere Sex nur zu Zwecken der Fortpflanzung betrieben, sei kompletter Unsinn. Es „ist wohl eindeutig, dass all das hier viel mit Spaß zu tun hat.“

Immer wieder kommt die Frage nach „Homosexualität“ bei den verschiedenen Tierarten auf. Wenn es auch nicht geht, den Begriff „Homosexualität“ auf andere Tierarten als den Menschen anzuwenden (sie verweist auf eine Identitätsform, die sich seit dem 19. Jahrhundert etablierte), so konnte doch bereits bei vielen Tierarten gleichgeschlechtliches Verhalten gezeigt werden, dass auch nicht einfach auf Sex reduziert werden kann. 2007 gab es hierzu im Naturhistorischen Museum der Universität Oslo eine interessante Ausstellung, die auch touren soll – vielleicht ist sie auch einmal in der Bundesrepublik Deutschland zu sehen.


Delphine bei der Penetration des Atemloches, Quelle.

Interessant ist sie allemal: So gaben die Organisator_innen in Interviews an, die auch in der deutschsprachigen Presse weite Verbreitung fanden, dass bspw. 80% der Zwergschimpansen „bisexuell“ seien, dass 20% der Möwen „homosexuell“ seien und dass bei 40% der Zwergkakadus „homosexuell“ seien. Insgesamt konnte bislang bei 1500 Tierarten gleichgeschlechtlicher Sex gezeigt werden. Interessant ist dies allemal, wird doch damit die verbreitete These widerlegt, dass Tiere nur Sex zu zwecken der Fortpflanzung hätten. «Wir wissen ja nicht, was sie denken. Aber es ist wohl eindeutig, dass all das hier viel mit Spaß zu tun hat.», so Petter Bøckman. Weiterlesen

Warum wurde durch die Evolution Homosexualität nicht ausgelesen?

Da sich Homosexuelle in aller Regel nicht fortpflanzen, dürften unsere Gene auch nicht weitergegeben werden, was langfristig zum „Ausmerzen“ der Gene führen würde. Warum ist dies in der Evolution nicht geschehen? Welche Vorteile hat homosexuelles Verhalten gegenüber anderen und wie funktioniert die Weitergabe der Gene an die Nachkommen? Diese Diskussion bezieht sich natürlich darauf, wenn mensch eine genetische Komponente annimmt, die jedoch nicht nachgewiesen ist.

In der Diskussion sind derzeit einige Aussagen:

– Von einigen WissenschaftlerInnen wird angenommen, dass Homosexuelle sich häufig um den Nachwuchs von Verwandten mitkümmern und somit zum Erhalt ihrer eigenen Gene beitragen. Das dürfte aber in einer modernen, sozialen Gesellschaft keine direkte Rolle mehr spielen.
– Homosexuelles Verhalten könnte das Überleben der gesamten Gruppe sichern und somit zum Erhalt der Population beitragen. Gleiche Begründung könnte auch für nichtreproduktive Sexualitäten gelten.
– Vielleicht wird Homosexualität aber auch nur im homozygoten Zustand ausgeprägt?
– Bei niederen Tieren haben homosexuelle Verhaltensweisen auch andere Vorteile: Wenn bei Wanzen ein Männchen ein anderes Männchen mit Spermien beglückt, werden diese Spermien auf ein Weibchen übertragen, sobald der Vergewaltigte ein Weibchen besteigt.