Tag Archiv für Lesbisch

Ambiguität – bedeutsam für die Geschlechterforschung. Rezension von: Thomas Bauer, „Die Kultur der Ambiguität – Eine andere Geschichte des Islams“.

(von Heinz-Jürgen Voß, zuerst und vollständig hier bei querelles-net.de (13 (1)).

Abstract: Die umfassende Arbeit des Arabisten und Islamwissenschaftlers Thomas Bauer bietet eine exzellente Ausgangsbasis, um in der Geschlechterforschung weiterzudenken. Einerseits können nun die sich mit der ‚Moderne‘ etablierenden Gegensatzpaare Homosexualität vs. Heterosexualität und Frau vs. Mann (im Sinne eindeutiger und ‚wahrer‘ Zweigeschlechtlichkeit) als Modernisierungsphänomene vertiefend erforscht werden. Andererseits wird die Bedeutung von Ambiguität gründlich erschlossen: Mit der ‚Moderne‘ habe sich – so führt Bauer plastisch aus – die zuvor bereits in abendländischem Denken vorhandene Tendenz, nach Eindeutigkeit und Wahrheit zu suchen, weiter verstärkt. Widersprüchlichkeiten galten nun als Problem und wurden nach Möglichkeit beseitigt. Im arabischen Raum habe man sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts und mit Bezug auf europäische Quellen der Tilgung von Ambiguität angeschlossen. weiter bei querelles-net.de

Vom Gay Pride zum White Pride – Koray Yilmaz-Günay (Hrsg.): „Karriere eines konstruierten Gegensatzes: Zehn Jahre „Muslime versus Schwule“: Sexualpolitiken seit dem 11. September“

(Rezensiert von Heinz-Jürgen Voß; die Rezension ist zuerst erschienen auf www.kritisch-lesen.de – herzlichen Dank an die Redaktion für das Einverständnis zur Zweitveröffentlichung!)

 

Wie in einem Brennglas erscheinen seit den Anschlägen vom 11. September 2001 die seit dem Kolonialismus etablierten westlichen Imaginationen über „den Islam“ – Geschlecht und Sexualität waren und sind in diesen zentral. Und es blieb nicht bei Vorstellungen, sondern es wurden in westlichen Staaten demokratische Grundrechte abgebaut und Kriege begonnen – in weiten Teilen begründet mit Argumentationen über Geschlecht und Sexualität.

Die Anschläge des 11. September 2001 („9/11“) auf das World Trade Center und das Pentagon, bei denen mehr als 3000 Menschen starben, haben in der Weltgeschichte der letzten zehn Jahre deutliche Spuren hinterlassen. Demokratische Staaten haben nicht etwa mit den Möglichkeiten ihrer Gesetze reagiert und die Verbrechen nach dem Strafgesetzbuch geahndet. Stattdessen fanden Kriege statt, wurden militärische Drohungen ausgestoßen und im Inneren grundlegende demokratische Rechte für obsolet erklärt bzw. gleich ganz aufgehoben. Begleitet war diese Entwicklung von einer intensiven Diskursivierung des Islam, nicht etwa nur jener Verbrecher, die diese Anschläge verübten. Der Islam erschien nun vielen als bedrohlich. Die emotionale Erregung, die viele Menschen mit den Anschlägen erfasste, kanalisierte sich – westlich – hin zu einer Ablehnung des Islam an sich und zu Vorbehalten selbst gegenüber ganz konkreten Menschen, die als Musliminnen und Muslime erschienen. Weiterlesen

10 Jahre Eingetragene Lebenspartnerschaft – und kein Ende in Sicht Verschlechterung der Bedingungen für binationale Partnerschaften

Ein Beitrag von Heinz-Jürgen Voß.

Am 1. August 2001 trat das Gesetz zur Eingetragenen Lebenspartnerschaft in Kraft, dass für Lesben und Schwule in Paargemeinschaft die Möglichkeit eröffnete, ihren Status gegeneinander auch rechtlich abzusichern. Geklärt sind damit insbesondere Fragen, die das Krankenhausbesuchsrecht, das Zeugnisverweigerungsrecht und den Todesfall betreffen. Hier können garstige Verwandte, die die gleichgeschlechtliche Beziehung nicht schätzten und ggf. torpedierten, nicht mehr den Besuch der Partner_in im Krankenhaus verhindern oder gar, nach einem Todesfall, der Partner_in die Wohnung oder das Häuschen entziehen. Auch für binationale Partnerschaften haben sich mit der Eingetragenen Lebenspartnerschaft Möglichkeiten eröffnet: So kann nun eine Partner_in, die keine Staatsbürgerschaft der BRD oder eines EU-Landes hat, auf Grund der Eingetragenen Lebenspartnerschaft in der BRD ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht erhalten, dass nach mehreren Jahren auch eigenständig werden kann. Verbunden ist die binationale Regelung allerdings auch mit Missbrauchsfällen, wie sie aus Ehen hinlänglich bekannt sind, dass sich eine Partner_in mit Staatsangehörigkeit BRD einen Menschen „hält“, der billig und entrechtet den Haushalt besorgt, sexuell zu Diensten ist und ggf. sogar misshandelt wird. Der Partner bzw. die Partnerin ohne eigenständiges Aufenthaltsrecht wird so in die Position einer starken Abhängigkeit gebracht, die noch dadurch erschwert wird, dass nach einer Scheidung das Aufenthaltsrecht wegfällt, wenn nicht eine Sperrfrist vorbei ist. Wer möglicherweise in dem Herkunftsland mit einer Strafe bedroht ist, allein weil er oder sie eine gleichgeschlechtliche Verbindung einging, oder wer unabhängig davon seine Lebensperspektive in der BRD sieht, hat so keine Möglichkeit – bzw. kaum eine, es gibt wenige Hilfsangebote und Ausnahmeregelungen – einer/einem unterdrückenden oder gar gewalttätigen Partner/in zu entkommen. Mit Wirkung zum 1. Juli 2011 wurde der § 31 AufenthG (Eigenständiges Aufenthaltsrecht der Ehegatten) geändert und die Hürden hier weiter ausgebaut. Perfider Weise unter dem Titel „Gesetz zur Bekämpfung der Zwangsheirat und zum besseren Schutz der Opfer von Zwangsheirat…“ wurde die nötige Sperrfrist von zwei auf drei Jahre erhöht und wird dann zunächst nur ein eigenständiger Aufenthalt über ein Jahr erteilt. So werden selbst Menschen die in einer Ehe oder einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft Gewalt erleiden, durch die deutsche Regierung dazu gezwungen, länger in einer solchen Zwangsbeziehung zu leben. Entgegen dem Gesetzestitel fördert die Bundesregierung so Zwangsehen und Zwangsverhältnisse. Weiterlesen

Menschen leben lieber bunt als soldatisch: „Viele Freiwillige kündigen ihren Dienst schon nach wenigen Tagen“ (HAZ, 21.7.2011)

von Heinz-Jürgen Voß

 

Menschen leben lieber bunt als soldatischNachdem die Bundeswehr in den vergangenen Wochen ihre Werbebemühungen verstärkt hatte und mit bunten Plakaten, Techniktrucks und lächelnden Gesichtern versucht hatte junge Leute für das Militär zu gewinnen, schlagen diese Bemühungen fehl. Selbst diejenigen, die sich anfänglich vorstellen konnten, ‚im Ernstfall‘ Menschen zu töten bzw. dabei behilflich zu sein, kehren der Bundeswehr in Scharen den Rücken. So haben bei der 1. Panzerdivision in Hannover, die insbesondere in Afghanistan aktiv ist, bereits innerhalb der erste drei Wochen nach Dienstantritt 14 Prozent der Rekruten und Rekrutinnen gekündigt. Dies berichtet die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) auf der Titelseite ihrer aktuellen Ausgabe vom 21. Juli 2011. Die HAZ problematisiert: „Viele Freiwillige kündigen ihren Dienst schon nach wenigen Tagen“ – und weiter: „Viele junge Männer und Frauen, die sich zum freiwilligen Dienst in der Armee entschlossen haben, nutzen ihre sechsmonatige Probezeit und kehren der Truppe Knall auf Fall den Rücken.“ Es gab „auffällig häufig Kündigungen aus persönlichen Gründen: Rekruten fühlten sich überfordert und mochten sich nicht an das Leben in der Kaserne und die soldatische Ordnung gewöhnen. Andere erhielten doch noch einen Studienplatz oder eine Zusage für eine Ausbildung in einem zivilen Beruf.“ Weiterlesen

Parlamentsnotizen IV

(von Ralf Buchterkirchen; erschienen in den Rosigen Zeiten, Nr. 134, Juli/August 2011)

 

Unregelmäßig wird an dieser Stelle über parlamentarische Aktivitäten in Landesparlamenten, im Bundestag und im Europäischen Parlament berichtet. Quellen dafür sind entsprechende Veröffentlichungen bspw. von Fraktionen in den Parlamenten, Drucksachen sowie die jeweiligen Parlamentsdatenbanken. Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn etwas fehlt, dann einfach eine E-Mail an mich (ralf@verqueert.de), ich versuche es dann nachzureichen. Neben parlamentarischen Informationen soll an dieser Stelle auch über Gerichtsentscheidungen informiert werden. Sofern nicht anders beschrieben liegen alle benannten Aktivitäten im Zeitraum Juli 2010 bis Juni 2011.

Ein Jahr ist seit den letzten Parlamentsnotizen vergangen. Zeit mal wieder einen Überblick zu geben, was sich seitdem parlamentarisch so getan hat.

Bund:

Am 25.05.2011 stellte die Linksfraktion einen Antrag, das Transsexuellengesetz endlich aufzuheben (DS17/5916). Nach zahlreichen entsprechenden Urteilen von Bundesgerichten – zuletzt rügte das Bundesverfassungsgericht im Dezember Regelungen des Transsexuellengesetzes (vgl. ROZ Nr.132) – wäre dies ein wichtiger Schritt, der längst überfällig ist. Man darf gespannt sein, mit welcher Begründung die Bundesregierung diesmal wieder den Entwurf ablehnen wird und beim Nichtstun verharren wird. Bereits im Juni 2010 hatte die Fraktion Bündnis90/Die Grünen einen Gesetzentwurf vorgelegt, der das Transsexuellengesetz durch ein „Gesetz über die Änderung der Vornamen und die der Geschlechtszugehörigkeit“ (DS17/2211) ablösen und die Namens- und Geschlechtsänderungen in Ausweisen durch Standesämter regeln sollte. Über den Antrag ist noch nicht entschieden. Weiterlesen

Karl Heinrich Ulrichs „Der erste Schwule der Weltgeschichte“

(von Heinz-Jürgen Voß, in gekürzter Fassung erstveröffentlicht in „Die Lupe“ (Juni/Juli 2011), Zeitschrift von Die.Linke, Bezirksverband Berlin Tempelhof-Schöneberg. Die vollständige Ausgabe findet sich hier.)

 

Was uns heute als so offensichtlich erscheint, dass man entweder zu einem gewissen Zeitpunkt sein „Coming out“ als homosexuell oder bisexuell hat oder sich ansonsten quasi selbstverständlich als heterosexuell verortet, ist in der Geschichte noch nicht alt. Erst im 19. Jahrhundert (erste Indizien dafür gab es schon etwas früher) kamen solche Identitätsformen auf, mit denen Menschen bereits von Geburt an, oder auf Grund früher Erfahrungen, „schwul“, „lesbisch“ oder „einfach heterosexuell“ seien, weitere Merkmale sollten sich anschließen – so ein gewisser Lebensstil, bestimmte Charaktermerkmale und Verhaltensweisen. Kennzeichnend war für solche Betrachtungen, dass „Homosexuelle“ als „anders“ und „unnormal“, ja sogar als „krank“, neben vermeintlich „normal“-Begehrende gestellt wurden. (Vgl. Klauda 2008.) Erst 1992 wurde Homosexualität aus dem Katalog der Erkrankungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gestrichen.
Zuvor war es gewiss auch nicht rosig – wegen gleichgeschlechtlichem Sex (und auch für andere „Delikte“ wie Sex mit Tieren) konnte man mit Verweis auf Sodomie-Paragrafen verurteilt werden, mit harten Strafen, bis hin zum Tod. Allerdings knüpfte sich eben keine starre Identität an den getätigten sexuellen Akt – „Der Sodomit war ein Gestrauchelter, der Homosexuelle ist eine Spezies.“ (Foucault nach: Klauda 2008: S.10f) Weiterlesen

Homohochzeit in Kriegszeiten: Buch von Judith Butler zur Antikriegspolitik

(Rezension von Eugen Januschke; zuerst erschienen in der Zeitschrift „Zivilcourage – Magazin für Pazifismus und Antimilitarismus der DFG-VK“ (www.zc-online.de), Mai 2011. Herzlichen Dank an die Redaktion für die Genehmigung der Zweitveröffentlichung!)

Judith Butler - Queere Bündnisse und AntikriegspolitikNoch haben wir einen öffentlich bekennenden Schwulen als Außenminister. Und der ehemalige Wehrbeauftragte des Bundestages Reinhold Robbe heiratete am 16. April Freo Majer, der mit seinem Verein „Frontkultur“ Theater für deutsche Soldaten in Afghanistan macht.
Die Zeiten, da man annehmen konnte, dass Schwule der Bundeswehr zumindest mit Vorbehalten gegenüber stehen, scheint vorbei. Nicht nur viele Schwule sehen Staat und Bundeswehr als Verteidiger ihrer „Minderheitenrechte“. Judith Butler ordnet dies ein in „… Versuche, Schwule für den Aufbau nationalistischer und fremdenfeindlicher Kulturen zu rekrutieren …“, so in ihrem nun publizierten Vortrag „Queere Bündnisse und Antikriegspolitik.“

Gehalten wurde dieser Vortrag in der Berliner Volksbühne am Vorabend des Christopher-Street-Day (CSD) letzten Jahres. Butler sollte auf der Abschlusskundgebung des CSD dessen Zivilcouragepreis verliehen werden. Dort verweigerte sie öffentlich die Entgegennahme und begründete dies mit rassistischen Tendenzen innerhalb einiger Organisationen, die den CSD in Berlin veranstalten. Da es personelle Überschneidungen zwischen dem Veranstalter des Abends mit den Organisatoren des CSD gibt, konnte offensichtlich nicht der Versuchung widerstanden werden, den Beitrag im Buch noch um „Annotationen“ zu ergänzen, die sich um diesen Rassismusvorwurf drehen. Dabei ist das Anliegen des Textes von Butler durchaus weitergehend, indem sie Grundlagen für eine queere Antikriegspolitik aufzuzeigen sucht. Weiterlesen

Hannover schließt den LesBiSchwulen Infoladen

(von Heinz-Jürgen Voß, aus „Rosige Zeiten„, Dezember 2010 / Januar 2011)

Für das Jahr 2011 werden dem Nevermind e.V. die Stadt- und Landes-Mittel zur Unterhaltung des LesBiSchwulen Infoladens „Knackpunkt“ nicht mehr bewilligt. Das gaben vor einigen Wochen die städtischen Beauftragten für Lesben und Schwule, Regina Kohrt und Axel Blumenthal, dem Verein mündlich bekannt; eine schriftliche Mitteilung hierüber liegt dem Verein bis heute nicht vor. Grund sei, dass es dem Verein, wie in den vergangenen Jahren, „nicht gelungen“ sei, „einen lückenlosen Verwendungsnachweis zu bringen“, erklärte Axel Blumenthal auf Nachfrage. Damit stehen neben dem Infoladen auch die übrigen an den Verein Nevermind e.V. angegliederten Gruppen, wie das Schul-Aufklärungsprojekt „Schul-AG“ und die Jugendgruppe „Mixed Pickles“ – nach eigener Aussage – bislang ohne finanzielle Mittel für das Jahr 2011 da.
Warum nicht andere Wege gewählt wurden, die einen Fortbestand des Infoladens ermöglicht hätten, ließ die Stadt unklar – möglich wäre es unter anderem gewesen, um eine zweckorientierte Verwendung der Zuwendungen sicherzustellen, zumindest für einen Übergangszeitraum von einem oder zwei Jahren die Miete und die Nebenkosten des Infoladens sowie die Personalkosten für die hauptamtlich Angestellte – das wären etwa 2/3 der Mittel – direkt durch die Stadt zu begleichen und lediglich die Zahlung der übrigen Kosten einzustellen oder an Auflagen zu binden. Warum das nicht geschah und warum nicht zumindest für die weiteren an den Verein angeschlossenen Projekte Sonderregelungen getroffen wurden, ist nicht nachvollziehbar. Der Vorstand des Nevermind e.V. sah so keine andere Wahl, als den Mietvertrag für den „Knackpunkt“ zum 31.12.2010 zu kündigen – in der Knochenhauerstraße 11 wird es also definitiv nicht weitergehen. Und auch der Nevermind e.V. muss sich fragen, wie es soweit kommen konnte und warum es nun schon über mehrere Jahre nicht möglich war, finanzielle Mittel ordnungsgemäß nachzuweisen. Weiterlesen

Ansätze für eine lesbische und schwule Aufklärungsarbeit ohne weiße und männliche Dominanz

Noch vor der Schließung des lesbisch-bi-schwulen Infoladens Knackpunkt durch die Stadt Hannover hatte dieser ein interessantes Positionspapier in die Diskussion gebracht und an Gruppen und Vereine in Hannover verschickt. Damit es für die Diskussion nicht verloren geht, soll es hier – unverändert – zur Verfügung gestellt werden. Unter dem Titel „Aufklärungsarbeit mit Berücksichtigung des Migrationshintergrundes: Gegen rassistische, sexistische, homophobe, transphobe Ausgrenzung und Diskriminierung – Konzeptskizze“ wurde herausgestellt, dass die aktuelle Aufklärungsarbeit den aktuellen Lebensbedingungen nicht mehr gerecht wird. Unter Kindern und Jugendlichen liege der Anteil derjenigen „mit Migrationshintergrund“ bei 40%. Diese Kinder und Jugendlichen seien oftmals mit Mehrfachdiskriminierung konfrontiert – weder inhaltlich, noch personell werde diesem Sachverhalt in der Stadt Rechnung getragen.

Im Folgenden die Ausarbeitung des Infoladens (hier auch als pdf-Datei):

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Berliner CSD – Judith Butler kritisiert schwul-lesbischen Rassismus und fordert zu gemeinsamen Kampf gegen Rassismus und Homophobie auf

(von Ralf Buchterkirchen, erschienen in Rosige Zeiten, Nr. 129 — Hier ist das Heft als pdf-Dokument online.)

Alle Jahre wieder. Christopher Street Days haben sich in den letzten Jahren zur Routine entwickelt. Von ein paar Ewiggestrigen abgesehen, die die Demonstrationen verurteilen oder beleidigen müssen, wie jüngst ein CDU-Landtagsabgeordneter aus Sachsen, der die CSD-Teilnehmer am liebsten gleich inhaftieren würde und das auch kund tut, haben sich die Veranstaltungen zur wichtigen Meinungsäußerung, aber nicht mehr zum Objekt des Aneckens verändert.
Einen ‚Skandal‘ gab es dann doch noch. Der Berliner CSD e.V. verleiht im Rahmen des CSDs Berlin den Zivilcourage Preis für gezeigte Zivilcourage und das Eintreten für Minderheiten. Dieses Jahr war neben dem Sexualwissenschaftler Martin Dannecker die Philosophin Judith Butler die zu Ehrende. Butler (oder ‚Frau Butler‘ wie sie die TAZ konsequent titelte) steht für das Aufbrechen der Geschlechtergrenzen. Mit dem Buch ‚Gender Trouble‘ (auf Deutsch als ‚Das Unbehagen der Geschlechter‘ erschienen) begründete die amerikanische Wissenschaftlerin maßgeblich die Queer Theory als Wissenschaftszweig. Aber auch zu Themen wie Krieg und Frieden weiß sie sich zu äußern, wie in ihrem unlängst erschienen Buch ‚Raster des Krieges‘. Weiterlesen