Eine aktuelle Studie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (erarbeitet von Melanie Bittner, im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung) kommt zu einem äußerst ernüchternden Ergebnis zu den Betrachtungen von Geschlecht und Sexualität in deutschsprachigen Schulbüchern. Von den französischen Fortschritten ist man weit entfernt. Es ist kein Wunder, dass Homophobie, Transphobie und die Mythen „männliche Aktivität“ vs. „weibliche Passivität“ so weit verbreitet sind, wenn weiterhin ausschließlich das Eindringen des erigierten Penis in die Vagina als Sex beschrieben wird. Mädchen und Frauen werden speziell in den Biologie-Lehrbüchern als passive Beigabe erklärt, in die der Penis des Jungen bzw. Mannes einzudringen hat. Zu den Biologie-Lehrbüchern erarbeitet die Studie:
„Auch die üblichen Definitionen von Geschlechtsverkehr verdeutlichen Heteronormativität in Biologiebüchern [- dort heißt es unter anderem]: „Beim Geschlechtsverkehr wird das Glied durch Aufnahme von Blut in die Schwellkörper versteift und dann in die Scheide einer Frau eingeführt.“ „Geschlechtsverkehr: Sex, Liebe machen. Der steife Penis gleitet in die Scheide. Beim Geschlechtsverkehr gelangen Spermien des Mannes in die Scheide der Frau.“ „Beim Geschlechtsverkehr gleitet der Penis in die Scheide.“ Diese Definitionen sind nicht nur heteronormativ, sie schreiben außerdem Männern beim Geschlechtsverkehr grundsätzlich eine aktive Rolle zu und Frauen eine passive Rolle. Zum Teil wird die Vagina bzw. weibliche Erregung geradezu funktionalisiert, so dass sie nur der Penetration durch einen Penis zu dienen scheint. […Folgerung:] Wieder ist der Kritikpunkt nicht, dass diese Form von Sexualität erklärt wird, sondern dass sie als einzige Form von Sexualität dargestellt wird. Nur die vaginale Penetration durch einen Penis wird als Geschlechtsverkehr definiert, ist „richtiger“ Sex, was die Vielfalt heterosexueller, homosexueller und bisexueller Praktiken normativ einengt. Die Analyse zur Konstruktion von Heteronormativität und der Darstellung von Homo- und Bisexualität in 12 aktuellen Biologiebüchern legt einen dringenden Bedarf offen, Lösungsansätze zu finden, wie Sexualität altersgerecht thematisiert werden kann, ohne Heterosexualität zur Norm zu erklären.“
Das war nur ein kurzer Ausblick auf die Biologie-Bücher.