Heute demonstrierten in Hannover mehrere hundert Menschen gegen die menschenunwürdige Asyl- und Abschiebepraxis in der Bundesrepublik Deutschland und insbesondere in Niedersachsen. Anders als in anderen Bundesländern erhalten Asylsuchende in Niedersachsen beispielsweise noch immer Gutscheine für Lebensmittel, statt Bargeld. Nicht davon abgedeckt werden können u.a.Fahrkarten für Busse und Bahnen. Damit sind beispielsweise zahlreiche Bildungsangebote nicht zu erreichen, der Aufbau von Freundschaften und Bekanntschaften wird erschwert. Ausgezahlt werden lediglich 40 EUR im Monat an Erwachsene, 20 EUR an Kinder und Jugendliche. Allein Sprachkurse kosten – selbst wenn sie sich explizit an Asylsuchende richten – ein Vielfaches davon.
Die Situation von Flüchtlingen in der Bundesrepublik Deutschland und mit besonderer Intensität in Niedersachsen ist unmenschlich. Sie schließt sich an in den meisten Fällen äußerst traumatisierende Erfahrungen im Herkunftsland und auf der Flucht an. Etwa 40 Prozent der Flüchtlinge sind so schwer traumatisiert, dass sie dringend psychologische Hilfe benötigen. Doch auch diese wird kaum gewährt – oder kann eben auf Grund mangelnder finanzieller Mittel für die Fahrkarten nicht in Anspruch genommen werden. Oft fehlen zudem psychologische Angebote in der Erstsprache und Dolmetschdienste – und dabei sind gerade für die Aufarbeitung von Traumatisierungen erstsprachliche Angebote (oder zumindest geschulte Dolmetsch-Dienste) erforderlich. Die Residenzpflicht verhindert, dass Psycholog_innen in anderen Orten aufgesucht werden können. Und sie verhindert unter anderem auch, dass Familien miteinander in Kontakt stehen – denn die deutsche Asylpraxis verbringt Menschen aus der gleichen Familie oft in unterschiedliche Bundesländer und Städte, zudem meist in äußerst schreckliche Heime am Stadtrand oder im Wald (vgl. etwa Tobias Pieper „Die Gegenwart der Lager“).
Durch die unmenschliche Unterbringungspraxis werden die traumatisierenden Erlebnisse aus dem Herkunftsland und der Flucht noch verstärkt. Es wird stets vermittelt, dass Menschen nicht willkommen sind, Familien werden auseinander gerissen, eine ausreichende (und individuell abgestimmte, zum Beispiel auf Alergien reagierende) Ernährung verhindert. Hinzu kommt der tagtäglich erlebte direkte Rassismus im Umgang mit einigen Mitarbeiter_innen von Behörden und in der Gesellschaft.
Gegen diese unmenschliche Politik gibt es Proteste – auch in deiner Stadt!
Bleiberecht für alle – jetzt, sofort!
Mehr Informationen gibt es beim FLÜCHTLINGSRAT NIEDERSACHSEN – und hier zwei sehr gute Musikvideos, die die Situation ebenfalls wesentlich besser deutlich machen als dieser kurze Text – von MC NURI
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