Für die Wahrheit in der Todeszelle Der Fall Bradley Manning

(Der folgende, sehr lesenswerte Beitrag wurde von Lena verfasst und ist in der Zeitschrift „utopia – herrschaftslos gewaltfrei“ (Nr.19, Sommer 2011; www.jugendzeitung.net) erschienen. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Lena und der Redaktion für das Einverständnis zur Zweitveröffentlichung! — Im Übrigen ist die gesamte Ausgabe sehr lesenswert!)

 

 

Free Bradley Manning!Bereits im Mai 2010 wurde der 23-jährige Bradley E. Manning unter dem Verdacht, wichtige Geheimdokumente an die Enthüllungsplattform WikiLeaks weitergegeben zu haben, verhaftet. Seitdem sitzt er in einem Hochsicherheitsgefängnis der USA – ihm droht die Todesstrafe.

Hintergrund
2007 begann Mannings Karriere bei der US-Armee. Über das Rechnernetz des Außen- und Verteidigungsministeriums hatte der ausgebildete Nachrichtenanalyst über mehrere Monate Zugriff auf geheime Dokumente.
Am 22. Mai 2010 meldete der als Hacker bekannt gewordene Adrian Lamo, dass Manning ihn in einem Chat kontaktiert und sich mit den ihm zugänglichen Staatsgeheimnissen gebrüstet habe. Lamo schaltete nach drei Tagen US-Staatsschützer ein, die ab sofort die digitalen Gespräche mitgelesen haben. Am 26. Mai wurde Bradley Manning während seiner Stationierung in Irak festgenommen.

Verlauf der Anklage
Dem amerikanischen Soldaten wird vorgeworfen, Informationen zur nationalen Verteidigung an eine nicht befugte Quelle übermittelt zu haben, hierunter Videoaufnahmen, die von WikiLeaks für das Collateral-Murder-Video verwendet wurden und die Depeschen (Cables) der amerikanischen Botschafter.  Diese Dokumente erfuhren durch die massive Verbreitung mittels WikiLeaks  eine enorme mediale Bedeutung und wurden in der ganzen Welt wahrgenommen. Bereits zu diesem Zeitpunkt drohten Manning 52 Jahre Haft.
Im Dezember 2010 soll Manning laut der britischen Tageszeitung The Independent ein „Plea Bargaining“, also ein Verhandeln der Schuld, angeboten worden sein. Dieses Verfahren sollte dem bisher nicht kooperierenden Angeklagten eine Aussage zur Anstiftung durch Julian Assange entlocken und ihm die Haft erleichtern. Assange, der Gründer von WikiLeaks, behauptet, noch mehrere geheime Dokumente in der Hinterhand zu haben, die den USA Schaden zufügen könnten.
Am 2. März 2011 wurde Manning, der neben der amerikanischen auch die britische Staatsbürgerschaft besitzt,  in 22 weiteren Punkten beschuldigt. Der schwerwiegendste Punkt, die „Kollaboration mit dem Feind“, könnte für den 23-Jährigen die Todesstrafe bedeuten.

Haftbedingungen
Von Juli 2010 bis April 2011 verbrachte Bradley Manning, der auf Facebook offen mit seiner Homosexualität umging und sich für Gleichberechtigung in der Armee einsetzte, 23 Stunden am Tag in einer bewachten Zelle. In dem militärischen Hochsicherheitsgefängnis wurden Manning Kissen und Bettlaken verwehrt, sportliche Betätigung war verboten, auch in der verbleibenden Stunde erhielt er keinen Zugang zu Nachrichten.
Der Verteidiger David Coombs äußerte im März 2011, dass Manning nachts sieben Stunden lang ohne Kleidungseiner Zelle ausharren und anschließend nackt vor allen Insassen antreten musste. Dieser Zustand, der bis auf weiteres wiederholt werden sollte, wurde offiziell mit einem Verweis auf die Regeln von einem Gefängnissprecher bestätigt.
Mitte April 2011 wurde Manning nach Kansas verlegt, um für seinen kommenden Prozess untersucht zu werden. In dieser neuen Unterbringung sei es ihm möglich, Besuch zu empfangen und Kontakt zu anderen Häftlingen aufzunehmen. Allerdings ist er nun weiter von seinem Anwalt und seiner Familie entfernt.

Unterstützung
Bradley Manning gilt  seit fast einem Jahr als Symbolfigur für den Kampf für Meinungsfreiheit und Menschenrechte, sowie gegen die bewusste Verheimlichung von Straftaten durch Herrschende. Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten sowie Initiativen zeigen sich bereits solidarisch, auch WikiLeaks trägt zur Spendensammlung bei.
Wichtig ist, dass die mediale Aufmerksamkeit weiterhin auf Manning ruht und ihn vor weiteren Straftaten der USA zu schützen versucht.

Mehr Informationen:
http://www.freebradley.org/
http://www.bradleymanning.org/

P.S.: Und trotzdem ist Bradley Manning natürlich ein Soldat und es bleibt zweifelhaft, ob ihn wirklich die Offenlegung von Kriegsverbrechen angetrieben hat.

Lena

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