Die christlichen Kirchen zur Homosexualität

Da von sehr vielen Gegnern von Schwulen und Lesben und allen Anderen, die halt anders sind sehr häufig die Bibel zu Rate gezogen wird, um die „Abartigkeit“ zu belegen, werde ich auch einmal an Hand dieser versuchen die Normalität zu belegen. Dabei möchte ich darauf verweisen, dass eine solche Herangehensweise aus meiner Sicht nicht wirklich statthaft ist aber leider sehr häufig genutzt wird, um Ausgrenzungen von Menschen zu praktizieren. Deshalb bitte ich den ersten Brief als einen etwas satirischen Beitrag und den nachfolgenden etwas ausführlicheren Text als Diskussionsbeitrag gegen einseitige Deutungsmuster der Bibel zu nehmen. Selbst möchte ich schon vorneweg klarstellen, dass ich keiner Kirche anghöre aber der Auffassung bin, dass jeder Mensch irgendwo einen Glauben hat. Nicht zuletzt war mir eine Beschäftigung mit der Materie wichtig, weil ich Micha liebe und ich viel zu oft über seinen Glauben wie ein Elefant drübergetrampelt bin… Entschuldigung! 🙂

Ich möchte ausdrücklich vor Organisationen wie Wüstenstrom e.V. warnen, die mit ihren Machenschaften versuchen Abhängigkeitsverhältnisse aufzubauen und Jugendliche oder ältere Menschen, vor ihrem Coming out, beeinflussen. Auch die Kraftwerksgemeinde der Dresdner Neustadt ist nach einigen Veranstaltungen als Negativbeispiel zu nennen. Wer im Konflikt zwischen seiner oder ihrer Homosexualität und dem christlichen Glauben steht, wende sich bitte an HUK – Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) e.V. oder an die KJgay – kjgay – Schwule, Lesben, Bisexuelle und Heteros in der Katholischen jungen Gemeinde!

Du bist normal – die Gesellschaft muss sich ändern, um das endlich anzuerkennen!

 

Warum darf ich keinen Kanadier besitzen?

Der Hintergrund zu folgendem Text:

Laura Schlessinger ist eine US-Radio-Moderatorin, die Leuten, die in ihrer Show anrufen, Ratschläge erteilt. Kürzlich sagte sie, alsachtsame Christin, daß Homosexualität unter keinen Umständen befürwortet werden kann, da diese nach Leviticus 18:22 ein Gräuel wäre. Der folgende Text ist ein offener Brief eines US-Bürgers an Dr. Laura, der im Internet verbreitet wurde.
Liebe Dr. Laura!

Vielen Dank, daß Sie sich so aufopfernd bemühen, den Menschen die Gesetze Gottes näher zu bringen. Ich habe einiges durch Ihre Sendung gelernt und versuche das Wissen mit so vielen anderen wie nur möglich zu teilen. Wenn etwa jemand versucht seinen homosexuellen Lebenswandel zu verteidigen, erinnere ich ihn einfach an das Buch Mose 3, Leviticus 18:22, wo klargestellt wird, daß es sich dabei um ein Gräuel handelt. Ende der Debatte.

Ich benötige allerdings ein paar Ratschläge von Ihnen im Hinblick auf einige der speziellen Gesetze und wie sie zu befolgen sind,

a.) Wenn ich am Altar einen Stier als Brandopfer darbiete, weiß ich, daß dies für den Herrn einen lieblichen Geruch erzeugt (Lev. 1:9). Das Problem sind meine Nachbarn. Sie behaupten, der Geruch sei nicht lieblich für sie. Soll ich sie niederstrecken?

b.) Ich würde gerne meine Tochter in die Sklaverei verkaufen, wie es in Exodus 21:7 erlaubt wird. Was wäre Ihrer Meinung nach heutzutage ein angemessener Preis für sie?

c.) Ich weiß, daß ich mit keiner Frau in Kontakt treten darf, wenn sie sich im Zustand ihrer menstrualen Unreinheit befindet (Lev. 15:19-24). Das Problem ist, wie kann ich das wissen? Ich hab versucht zu fragen, aber die meisten Frauen reagieren darauf pikiert.

d.) Lev. 25:44 stellt fest, daß ich Sklaven besitzen darf, sowohl männliche als auch weibliche, wenn ich sie von benachbarten Nationen erwerbe. Einer meiner Freunde meint, daß würde auf Mexikaner zutreffen, aber nicht auf Kanadier. Können Sie das klären? Warum darf ich keine Kanadier besitzen?

e.) Ich habe einen Nachbarn, der stets am Samstag arbeitet. Exodus 35:2 stellt deutlich fest, daß er getötet werden muß. Allerdings: bin ich moralisch verpflichtet ihn eigenhändig zu töten?

f.) Ein Freund von mir meint, obwohl das Essen von Schalentieren, wie Muscheln oder Hummer, ein Gräuel darstellt (Lev. 11:10), sei es ein geringeres Gräuel als Homosexualität. Ich stimme dem nicht zu. Könnten Sie das klarstellen?

g.) In Lev. 21:20 wird dargelegt, daß ich mich dem Altar Gottes nicht nähern darf, wenn meine Augen von einer Krankheit befallen sind. Ich muß zugeben, daß ich Lesebrillen trage. Muß meine Sehkraft perfekt sein oder gibt’s hier ein wenig Spielraum?

h.) Die meisten meiner männlichen Freunde lassen sich ihre Haupt- und Barthaare schneiden, inklusive der Haare ihrer Schläfen, obwohl das eindeutig durch Lev. 19:27 verboten wird. Wie sollen sie sterben?

i.) Ich weiß aus Lev. 11:16-8, daß das Berühren der Haut eines toten Schweines mich unrein macht. Darf ich aber dennoch Fußball spielen, wenn ich dabei Handschuhe anziehe?

j.) Mein Onkel hat einen Bauernhof. Er verstößt gegen Lev. 19:19 weil er zwei verschiedene Saaten auf ein und demselben Feld anpflanzt. Darüber hinaus trägt seine Frau Kleider, die aus zwei verschiedenen Stoffen gemacht sind (Baumwolle/Polyester). Er flucht und lästert außerdem recht oft. Ist es wirklich notwendig, daß wir den ganzen Aufwand betreiben, das komplette Dorf zusammenzuholen, um sie zu steinigen (Lev. 24:10-16)? Genügt es nicht, wenn wir sie in einer kleinen, familiären Zeremonie verbrennen, wie man es ja auch mit Leuten macht, die mit ihren Schwiegermüttern schlafen? (Lev. 20:14)

Ich weiß, daß Sie sich mit diesen Dingen ausführlich beschäftigt haben, daher bin ich auch zuversichtlich, daß Sie uns behilflich sein können.

Und vielen Dank nochmals dafür, daß Sie uns daran erinnern, daß Gottes Wort ewig und unabänderlich ist. Ihr ergebener Jünger und bewundernder Fan Jake

 

etwas weitergehend:

Häufig stützen sich die Gegner von Homosexuellen auf das Alte Testament und dort insbesondere auf die Stadt Sodom. Der Begriff „Sodomie“ wurde im Mittelalter geprägt und meinte damit sämtliches abweichendes Sexualverhalten – also Analverkehr zwischen Männern, Frau-oben-Mann-unten, Sex mit Tieren…

In der Geschichte um Sodom richtet sich die Verachtung Gottes auf die Einwohner, die durch ihren Hochmut und die Verehrung fremder Götter seinen Zorn heraufbeschworen haben; das Homosexualität dabei mit im Spiel sein sollte, stütz sich lediglich auf folgende Stelle, deren Auslegung als Homosexualität sehr umstritten ist und aus meiner Sicht eher die mangelnde Gastfreundschaft der Bewohner Sodoms gemeint ist:

>>> „Die beiden Engel kamen am Abend nach Sodom. Lot saß am Stadttor…trat auf sie zu…und sagte:…Kehrt doch im Haus eures Knechtes ein, bleibt über Nacht… Sie waren noch nicht schlafen gegangen, da umstellten die Einwohner der Stadt das Haus, die Männer von Sodom, jung und alt… Sie riefen nach Lot und fragten ihn: Wo sind die Männer, die heute abend zu dir gekommen sind? Heraus mit ihnen, wir wollen mit ihnen verkehren. Da ging Lot zu ihnen hinaus vor die Tür, schloß sie hinter sich zu und sagte: Aber meine Brüder, begeht doch nicht ein solches Verbrechen! Seht ich habe zwei Töchter, die noch keinen Mann erkannt haben. Ich will sie euch herausbringen. Dann tut mit ihnen was euch gefällt. Nur jenen Männern tut nichts an; denn deshalb sind sie ja unter den Schutz meines Daches getreten. …“ (Gen 19,1-13)

Das neue Testament unterstreicht aus meiner Sicht diese Deutungsweise: >>> „Wenn ihr aber in eine Stadt kommt, in der man euch nicht aufnimmt, dann stellt euch auf die Straße und ruft: … Das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe. Ich sage euch: Sodom wird es an jenem Tag nicht so schlimm ergehen wie dieser Stadt.“ (Luk 10,10-11) >>> „Auch Sodom und Gomorra und ihre Nachbarstädte sind ein Beispiel: In ähnlicher Weise wie jene [die Ägypter] trieben sie Unzucht und wollten mit Wesen anderer Art verkehren; daher werden sie mit ewigem Feuer bestraft.“ (Jud 3,7) (Die „Unzucht“ bezieht sich an dieser Stelle – wie das entsprechende Wort in der griechischen Ausgabe belegt – auf den Verkehr mit „Wesen anderer Art“, also mit Engeln; Homosexualität wurde im nachhinein hineingedeutet.

Die folgende Stelle spricht sich dagegen sehr wohl gegen Homosexualität aus. Dabei ist aber die Frage zu stellen (die ich im ersten Abschnitt dieser Seite schon angedeutet habe), welche Stellen im Alten und Neuen Testament tatsächlich noch in ihrem eigenen geschriebenen Wortlaut ausgelegt werden können, da es auch zahlreiche andere Stellen gibt, die eine Verhaltensweise zumeist mit dem Tode bestrafen. Einige Beispiele:

>>> „Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Greueltat begangen; beide werden mit dem Tod bestraft; ihr Blut soll auf sie kommen.“ (Lev 20,13)

>>> „Ein Mann, der mit einer Frau während ihrer Regel schläft und ihre Scham entblößt, hat ihre Blutquelle aufgedeckt, und sie hat ihre Blutquelle entblößt; daher sollen beide aus ihrem Volk ausgemerzt werden.“ (Lev 20,18)

>>> „Dein Feld sollst du nicht mit zweierlei Arten besähen. Du sollst kein aus zweierlei Fäden gewebtes Kleid anlegen.“ (Lev 19,19)

>>> „Der Zorn Gottes wird vom Himmel herab offenbart wider alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten. Denn was man von Gott erkennen kann, ist ihnen offenbar; Gott hat es ihnen offenbart… Daher sind sie unentschuldbar. Denn sie haben Gott erkannt, ihn aber nicht als Gott geehrt. Sie verfielen in ihrem Denken der Nichtigkeit, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. … Ihre Frauen vertauschten den natürlichen Verkehr mit dem widernatürlichen; ebenso gaben die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in Begierde zueinander; Männer trieben mit Männern Unzucht und erhielten den ihnen gebührenden Lohn für ihre Verirrung. Und da sie sich weigerten, Gott anzuerkennen, …“ (I Röm 1,18-28)

>>> „Das Gesetz ist… bestimmt…für Gesetzlose… Unzüchtige, Knabenschänder [arsenokoitai], Menschenhändler, für Leute, die lügen und Meineide schwören und all das tun, was gegen die gesunde Lehre verstöst.“ (I.Tim 1,8-11) (Hier hängt alles von dem Wort „arsenokoitai“ ab, dass seit dem 4.Jh. oft mit Homosexualität gleich gesetzt wurde; ursprünglich vermutlich „männliche Prostituierte“ bezeichnet.)

Die Argumentation stützt sich auf: „Wider die Natur? Homosexualität und Evolution“ von Volker Sommer, C.H.Beck-Verlag aus dem Jahre 1992.

weitere Links: www.huk.org (Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) e.V.) und www.westh.de (Werkstatt Schwule Theologie)

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